vom 28.8.2007
 
Erste Lärm-Messreihe im Söllinger Fahrsicherheitszentrum: Betreiber fühlen sich bestätigt, Anwohner sehen ein "Muster ohne Wert" / Normenkontrollklage
Alles im "grünen Bereich" oder doch nur eine Farce?
 

Am Lärmpegel bei Motorradveranstal- tungen im Söllinger Fahrsicherheitszen- trum scheiden sich auch nach dem vergangenen Wochenende einmal mehr die Geister. Foto: Siebnich/av
Rheinmünster/Sinzheim (gero) - Die erste Messreihe zur Ermittlung der Lärmemissionen aus dem Fahrsicherheits-Zentrum im Baden-Airpark ergaben offensichtlich keine Auffälligkeiten jenseits der Betriebserlaubnis. Auch Karl-Heinz Wagner, Leiter der Gewerbeaufsicht des Landratsamts Rastatt, war mit seinem Dienstgerät auf Horchstation. In der Spitze hat er im Bereich der Ostkurve 98 Dezibel gemessen, Prognosen waren bei der Planung des LuK-Driving-Centers von 110 db(A) ausgegangen. "Alles im grünen Bereich", meint Wagner. Für die Mitglieder der Schiftunger Bürgerinitiative sind diese Messungen ein "Muster ohne Wert".
 
Rund 70 Motorradfahrer waren am Wochenende für das Sicherheitstraining angemeldet. Im Gelände stand aber auch ein Pkw, hochgerüstet mit jeder Menge Messtechnik. In diesem zeichnete auf Veranlassung des Landratsamts Rastatt und auf Kosten des Betreibers der Anlage Christian Hettig, Ingenieur für Bauphysik und Akustik vom Institut Kurz und Fischer (Winnenden) die Fahrgeräusche auf. Eine Auswertung hat noch nicht stattgefunden. Hettig wird noch einmal bei einer Bikeveranstaltung auf der Anlage aufkreuzen, sobald eine lupenreine Westwindwetterlage vorherrscht. Nur dann können auch in Schiftung verlässliche Dezibel-Werte ermittelt werden.
 
Mario Kochendörfer wohnt im Sinzheimer Ortsteil und ist ebenfalls im Besitz eines Handmessgeräts. Die Ausschläge der Nadel hielten sich in Grenzen. Kochendörfer hat hierfür eine Erklärung: "Die Motorradfahrer sind mit Sicherheit angewiesen worden, möglichst leise zu fahren, um keine überhöhten Werte zu provozieren. Das war eine reine Schau-Veranstaltung. Die Betreiber wollen uns nur veralbern.
 
Dem Landratsamt Rastatt unterstellt er, an einem "negativen Ausgang der Messreihe wahrscheinlich interessiert zu sein. weil man dann die Fehler bei der Genehmigung nicht zugeben muss". Sein Vorschlag: Die Messungen müssten geheim und kurzfristig anberaumt werden, ansonsten "laufen sie ins Leere, weil nur mit gebremstem Schaum gefahren wird".
 
Karl-Heinz Wagner will diese Unterstellungen so nicht im Raum stehen lassen. "Nach meinen Eindrücken kann ich diese Kritik nicht nachvollziehen." Dass 70 Motorradfahrer. die für das Training viel Geld bezahlt hätten, kurzfristig Auflagen des Veranstalters bezüglich Drehzahl oder Tempolimit akzeptieren würden, nur weil ein Messtrupp zugange sei, sei schlichtweg "utopisch". Im Übrigen habe der Lärmpegel am Samstag, als die Gutachter nicht mehr vor Ort weilten, noch unter den Werten des Vortags gelegen.
 
Für Kochendörfer ist die Sache damit aber noch nicht erledigt: "Die Anwohner lassen sich das nicht gefallen. Unsere Gesundheit geht immer noch vor!"
Claus Krieg (Schiftung) spricht von einer "einzigen Farce" und von einem "unglaublichen Beispiel dafür, wie man die Bürger entmündigen und für dumm verkaufen möchte". Nach seinen Beobachtungen bestehe ganz offensichtlich "keinerlei Interesse daran, ehrliche Messergebnisse zu übergeben". Die Veranstaltung am Wochenende nennt er "lachhaft", weil untypisch. Krieg hat inzwischen eine Normenkontrollklage gegen die Betriebsgenehmigung des Fahrsicherheitszentrums eingereicht.
 
Für den Projektentwickler und Sprecher des Fahrsicherheitszentrums, Rüdiger Franke, ist das Sicherheitstraining genau so abgelaufen, wie es bereits vor Monaten festgelegt worden sei - unabhängig von der nun erfolgten Messung durch einen neutralen Gutachter. Obwohl die exakte Auswertung noch ausstehe, könne nach den bislang bekannten Werten festgehalten werden, dass der Lärmpegel im Rahmen der Betriebserlaubnis und damit - wie bereits bei Messungen in der Vergangenheit - im "grünen Bereich" liege. Franke: "Wir wurden einmal mehr bestätigt."