vom 14.6.2008

Jugendliche sonnen sich ganz in der Nähe von einem Sandhaufen, der regelmäßig von schweren Fahrzeugen angefahren wird
Jugendliche sonnen sich ganz in der Nähe von einem Sandhaufen, der regelmäßig von schweren Fahrzeugen angefahren wird. Fotos: Hoffmann

Geschäftsführer des Leiberstunger Baggersees will gegen Unbefugte vorgehen / Ärger über Betriebsstörung, Vandalismus und Müll
Kieswerk zeigt ungebetenen Gästen rote Karte

Von diesem Förderband lassen sich Jugendliche bis zur Spitze transportieren, erklärt ein Kieswerkangestellter, und springen dann, wenn der Sandhaufen groß genug ist, herunter.
Von diesem Förderband lassen sich Jugendliche bis zur Spitze transportieren, erklärt ein Kieswerkangestellter, und springen dann, wenn der Sandhaufen groß genug ist, herunter.

Von Christa Hoffmann

Sinzheim - "Betriebsgelände: Unbefugten ist der Zutritt nicht gestattet. Baden, Tauchen und Campieren verboten", heißt es unmissverständlich auf einem Schild am Eingang zum leiberstunger Baggersee. Das schreckt aber nach wie vor viele nicht ab. Der Betreiber des dortigen Kieswerks zeigt nun Partygängern, Schwimmern und Sonnenanbetern die rote Karte: Martin Kern ist es leid, weiterhin Betriebstörung, Müllberge und Vandalismus auf dem Areal hinzunehmen und das Risiko zu tragen, dass jemandem etwas passieren könnte.

In Absprache mit Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber und der Polizei solle jetzt mit Beginn des Badewetters genauer nach dem Rechten geschaut werden, sagte Geschäftsführer Kern im BT-Gespräch. Der Kieswerkchef will alle, die sich illegal auf dem Gelände aufhalten, anzeigen. André Claveau, Leiter des für das Gebiet zuständigen Polizeipostens Oos, sagte, dass die Polizei auf Privatgrundstücken nur eingreife, "wenn wir angefordert werden". Das Hausrecht liege beim Eigentümer. Intensivere Streifenfahrten seien aber vorgesehen.

Allerdings will Kern nicht gleich "die große Keule auspacken" wie beispielsweise einen Elektrozaun installieren und Wachmannschaften patroullieren lassen. Störenfriede sollen gezielt herausgegriffen werden, damit die neue Vorgehensweise auch einen erzieherischen Effekt hat.

Die Verbote haben mehrere Gründe, erklärte er: In dem Teil des Baggerlochs, in dem noch gearbeitet werde, sei nicht nur Baden lebensgefährlich, sondern auch das Lagern am Rand, da als Folge des Ausbaggerns Sand und Kies nachrutschten und oftmals auch mehrere Meter vom Ufer mit in die Tiefe rissen. Jüngst habe eine Frau mit zwei Kindern just an einer solchen Stelle gelegen, die Stunden später abgebrochen sei. Der stillgelegte Teil des Sees sei renaturiert worden und stehe unter Naturschutz. Die eigens angelegte Flachwasserzone, die besonders die Schwimmer anlocke, sei Teil dieses Konzepts.

Sonnenanbeter sind hinderlich für den Betrieb, da sie oft in Bereichen lägen, in denen Lkw verkehrten. Vor allem aber sind jene Störenfriede ein Ärgernis, so Kern, die sich von einem Förderband mittragen lassen und dabei die Nothaltereißleine ziehen - von ihrer eigenen Gefährdung einmal abgesehen. Wenn am Spätnachmittag nur noch ein Mitarbeiter da sei, der den Schwimmbagger bediene, müsse er seine Arbeit unterbrechen und nachschauen. Dazu müsse er rund 600 Meter marschieren. "Manche machen sich einen Spaß daraus", schimpft der Geschäftsführer, "und wiederholen das Spiel." Da sei schnell eine Stunde nutzlos verstrichen. Außerdem sei der Baggerführer schon bedroht worden. In Zukunft solle er ein Telefon bekommen, damit er die Polizei rufen könne, "um die Täter in flagranti zu erwischen".

Die unerwünschten Nachtschwärmer schlagen sich, da das Tor abends geschlossen wird, durch die Büsche und überqueren den Erdwall, der eigens aufgeschüttet wurde, um Unbefugte fern zu halten. Naber berichtete von Lagerfeuern - manchmal sogar in der Nähe des Waldes -, von massenweise leeren Flaschen und anderem Müll. Der Gewässerwart des Angelsportvereins, dessen Mitgliedern der Zutritt zum See erlaubt ist, kann sich jedes Jahr mit seiner Frau allein vom Pfandgeld ein Essen in einem Spitzenlokal leisten, verdeutlichte der Ortsvorsteher die Dimension des Problems - von der Menge der leeren Wodkaflaschen, die im Glascontainer entsorgt werden müssten, ganz zu schweigen. Gefährlich für die Verkehrssicherheit sei auch das wilde Parken auf der Straße zwischen Leiberstung und Schiftung - trotz absoluten Halteverbots, so Naber. An manchen Tagen sei für Feuerwehr und Lkw kein Durchkommen.