vom 30.12.2009

Der 38-jährige Ortsvorsteher Alexander Naber hat Freude am Mitgestalten.
Der 38-jährige Ortsvorsteher Alexander Naber hat Freude am Mitgestalten. Foto: Hoffmann

Ortsvorsteher geht in seinem Ehrenamt auf
Alexander Naber ist seit zehn Jahren in Leiberstung im Amt / Gute parteiübergreifende Zusammenarbeit im Rat

Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Er ist erst 38 Jahre jung, hat aber bereits zehn Jahre als Leiberstungs Ortsvorsteher gewirkt: Alexander Naber trat am 15. Dezember 1999 seinen Dienst an. Nur wenige Tage später, am zweiten Weihnachtsfeiertag, musste er bereits seine erste große Bewährungsprobe überstehen, als Orkan "Lothar" übers Land zog und den Sinzheimer Teilort von der Außenwelt abschnitt.

Der neunköpfige Ortschaftsrat hatte Naber mit sieben Ja-Stimmen, einer Gegenstimme und einer Enthaltung zum Nachfolger von Paul Frietsch gewählt, der nach 33 Jahren im Amt nicht mehr angetreten war. Nur knapp fiel dagegen das Votum des Sinzheimer Gemeinderats aus, der die vom Ortschaftsrat vorgeschlagene Bestellung betätigen muss. Mit 15 Ja-, zwölf Nein- und einer ungültigen Stimme wurde Naber gewählt. Er erinnert sich in seiner Rückschau auf die vergangenen zehn Jahre sehr genau daran und ist sich sicher, dass viele Räte damals - und einige heute noch - am liebsten keinen Ortsvorsteher mehr im Wendelinusdorf gehabt hätten.

Eingeführt habe er Klausurtagungen des Ortschaftsrats, die im Zweijahresturnus stattfänden. In der ersten Sitzung im Jahr 2001 sei ein Fünfjahresplan aufgestellt worden. "Wir können viele Dinge, die der Verwaltung oder dem Gemeinderat Zeit rauben, selber machen", meint Naber, dessen Ortsvorstehertätigkeit ein Ehrenamt ist, für das er lediglich eine Aufwandsentschädigung erhält. "Wir arbeiten ein Konzept in Abstimmung mit den Vereinen aus und machen uns auch gleich Gedanken über Möglichkeiten der Finanzierung", sagt er und betont, dass die Ratsmitglieder auch immer selbst mit Hand anlegten.

In seine Amtszeit fiel der Neubau der bereits geplanten Wendelinushalle, die Sanierung des Ortskerns mit Abriss des alten Rathauses und der alten Grundschule. Die Grundstücke seien verkauft und das Geld zur Finanzierung der Wendelinushalle verwendet worden, zählt das CDU-Gemeinderatsmitglied Naber auf.

Gestemmt worden sei außerdem die Kirchenrenovation, die jahrzehntelang ein Streitpunkt gewesen sei. Die Brückenwaage sei erneuert worden und die Ortsverwaltung aus dem Alten Ratssaal in das Gebäude des Bürgersaals umgezogen, das entsprechend umgebaut worden war und Sanitärräume bekommen habe. Und schließlich sei die Einrichtung eines Genossenschaftsladens gelungen, die der Ortschaftsrat allerdings lediglich angestoßen habe, so Naber.

Ein wesentlicher Teil seiner Arbeit ist die wöchentliche Sprechstunde. Hier findet jeder Leiberstunger ein offenes Ohr. Naber hilft beim Ausfüllen von Formularen und übernimmt für ältere Mitbürger schon mal kleinere Botengänge, wenn er sowieso zur Verwaltung nach Sinzheim muss. Außerdem gibt er Rattengift aus, das bei ihm unter Verschluss ist, und Tabletten zur Schnakenbekämpfung. "Im vergangenen Jahr waren außerdem viele Nachbarschaftsstreitigkeiten zu schlichten", da trete er als Mediator auf.

Naber, Ehrenbeamter auf Zeit und von Beruf staatlich geprüfter Elektrotechniker und Geschäftsführer einer Daten- und Elektronikfirma, ist im September vom Gemeinderat für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Wichtig sei es nun, "einen sauberen Haushalt hinzubekommen". Wünschenswert seien ein neues Baugebiet entlang der L80, der Neubau der Friedhofskapelle, die Sanierung des Bürgersaals sowie die Instandsetzung mancher Wege.

"An den Rädern mitdrehen und gestalten", das macht Alexander Naber Spaß. Die wichtigsten Dinge habe er inzwischen umgesetzt, "und ich kann Tempo rausnehmen". Außerdem seien sie im Ortschaftsrat ein gutes, parteiübergreifend zusammenarbeitendes Team. Er wünscht sich, dass es noch lange einen Ortschaftsrat in Leiberstung gibt und die Neiddebatte aufhört. "Wenn kommunaler Frieden herrscht, ist alles möglich."

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Sinzheim (cri) - Kaum im Amt, machte Orkan "Lothar" den neuen Ortsvorsteher Leiberstungs, Alexander Naber, sozusagen zum Ortskommandanten. Reihenweise seien die Bäume umgeknickt und auf die Straßen gefallen, alte Bäume in Höfen vom herumwirbelnden Wind gefällt worden, erzählt Naber. Einer Leiberstungerin sei ein Ziegel auf den Kopf gefallen und habe sie schwer verletzt. Krankenwagen hätten aber den Ort nicht erreichen können. Der Besitzer eines Kleinlaster stellte dann sein Fahrzeug zur Verfügung. "Wir haben die Ladefläche mit Matratzen ausgepolstert und die Frau nach Sinzheim gebracht", erinnert sich Naber. "Die Feuerwehr fuhr mit der Motorsäge voraus und durfte sich auf dem Weg zurück wieder den Weg freischneiden".