vom 26.11.2010

Der Erhalt der Buslinie 293, die die Sinzheimer Ortsteile miteinander verbindet, steht aufgrund von Sparzwecken zur Debatte.
Der Erhalt der Buslinie 293, die die Sinzheimer Ortsteile miteinander verbindet, steht aufgrund von Sparzwecken zur Debatte. Foto: Vögele

Sinzheims Buslinie 293 steht auf dem Prüfstand
Landkreis- und BBL-Vertreter informieren Gemeinderat über Situation im Nahverkehr / Innerörtliche Verbindung steht zur Debatte

Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Auf großes Interesse der Bürger sind zwei der acht Tagesordnungspunkte gestoßen, über die am Mittwochabend der Sinzheimer Gemeinderat in einer öffentlichen Sitzung informiert worden ist: Die diskutierten Varianten einer Anbindung des Baden-Airparks an die A5 und die Schiene (Bericht folgt) sowie die Situation des öffentlichen Nahverkehrs vor dem Hintergrund geplanter Einsparungen. Entscheidungen wurden nicht gefällt.

In den vergangenen Wochen seien zahlreiche Anregungen zur Verbesserung der Busverbindungen, insbesondere von Sinzheim nach Baden-Baden und zurück, bei der Verwaltung eingegangen, sagte Bürgermeister Erik Ernst. Vor allem eine bessere Anbindung des Teilorts Winden und des Ortsteils Vormberg sei gewünscht worden. Außerdem hätten Eltern einen Nachmittagsbus angemahnt, da aufgrund des achtjährigen Gymnasiums (G8) die Schüler nun oftmals nachmittags Unterricht hätten.

Vor diesem Hintergrund hätten in der Vergangenheit Besprechungen mit den Linienbetreibern - Baden-Baden-Linie (BBL) sowie Nahverkehr Mittelbaden Walz GmbH und Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) - und dem Landratsamt stattgefunden, deren Ergebnis in der Sitzung erläutert wurde.

Der Leiter der BBL-Verkehrsplanung, Peter Schmidt, räumte ein, dass es nach Schulschluss um 15.20 Uhr keine Verbindung nach Sinzheim gebe, der nächste Bus fahre erst um 15.59 Uhr ab dem Schweigrother Platz. "Wir prüfen momentan alle Wageneinsatzpläne", versicherte er. "Das dauert noch etwa eine Woche." Dann werde er wissen, rechtzeitig zum neuen Fahrplan, der am 12.Dezember in Kraft trete, ob eine zusätzliche Verbindung eingerichtet werden könne. Knapp 40 Kinder hat eine Sinzheimerin zusammen mit anderen Eltern von Schülern aufgelistet, die eine Bus-Nachmittagsverbindung bräuchten. "Es werden wahrscheinlich noch mehr", sagte sie in der Sitzung, da ihr nicht alle Schüler bekannt seien, die auf einen Bus angewiesen sind.

Allen Wünschen entgegen steht, dass der Landkreis - wie berichtet - sparen muss. Auf der Grundlage von Fahrgastzählungen hat die Behörde deshalb Überlegungen zu Kosteneinsparungen im Busverkehr im gesamten Kreisgebiet angestellt und in Sinzheim ein Auge auf die Linie 293 geworfen. Geplant ist, so die Verwaltung, dass die Buslinie 293 Ende 2011 nur noch die Schülerfahrten absolvieren soll (bei denen aber jeder zusteigen könne). Der innerörtliche Linienverkehr wäre damit aufgehoben. Die Kosteneinsparung beläuft sich nach Auskunft des Landkreis-Dezernenten Claus Haberecht auf rund 100000 Euro. Rund 25000 Passagiere nutzen den 293er jährlich, teilte Haberecht mit. Das seien 60 pro Tag (ohne Schüler) und vier pro Bus.

"Einen erheblichen Einschnitt für die Sinzheimer Bürger", von denen rund 50 bei der Sitzung anwesend waren, würde diese Maßnahme nach Ansicht des Gemeinderats bedeuten, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums, das sich in einer nichtöffentlichen Sitzung mit dem Thema auseinander gesetzt hatte. Die Linie sei als "Zubringer zum Stadtbahnhaltepunkt Sinzheim sowie als Anbindung der Ortsteile Schiftung, Leiberstung, Halberstung, Winden, Litzlung und Vormberg an den Hauptort wichtig. Der Wunsch der Räte ist es deshalb, dass der Landkreis prüfen soll, "ob nicht bedarfsorientiert einzelne Fahrten des Linienverkehrs am Vor- beziehungsweise Nachmittag aufrechterhalten werden können".

Haberecht sagte eine Prüfung zu. Grundziel sei es, den Wegfall einer Gesamtlinie zu vermeiden und vor allem den Schüler- und Pendlerverkehr unangetastet zu lassen. Sparen wolle man bei schlecht nachgefragten Linien, wie es die 293 sei, so der Leiter des Amtes für Strukturförderung beim Landratsamt. Nicht angetastet werden sollen die Linien 205 und 207. Die Anregung, einzelne Fahrten über Anruflinientaxi (ALT) zu prüfen, nahmen Haberecht und Schmidt ebenso auf wie die Bitte um Prüfung, ob man nicht einen Kurzstreckentarif einrichten könne.