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vom 10.3.2011
Erinnerungsbücher: Tabea Schell (links) und Isabella Bemeisel aus Brasilien.
Erinnerungsbücher: Tabea Schell (links) und Isabella Bemeisel aus Brasilien.  Foto: Vögele

Von der Metropole nach Leiberstung
Austauschschülerin aus Sao Paulo ist acht Wochen lang bei Familie Schell zu Gast

Von Gertrud Vögele

Sinzheim - Besonders die Stille, die habe sie in Deutschland wirklich sehr genossen. Das sagt die 14-jährige Isabella Bomeisel aus Brasilien, die für acht Wochen als Austauschschülerin in Leiberstung zu Gast war. Und das glaubt man ihr gerne, denn ihre Heimat ist die Zehn-Millionen-Metropole Sao Paulo.

"Dort können sich die Jugendlichen nicht so frei bewegen wie hier", erzählt die junge Gesamtschülerin. In manchen Regionen allein auf den Straßen unterwegs zu sein, sei viel zu gefährlich. Die Kriminalität sei sehr hoch. Hier in Leiberstung sei sie manchmal einfach rausgegangen und habe einen Spaziergang gemacht, fügt sie hinzu.

"Isabella hat in den acht Wochen, die sie bei uns gewohnt hat, vor allem sprachlich viel gelernt", sagt ihre Gastmutter Ilona Weber-Schell, die als Jugendliche selbst einige Male im Ausland war und schon öfter Austauschschüler bei sich aufgenommen hat. "Ich finde das eine tolle Erfahrung", sagt sie.

Zusammen mit ihrer Gastfamilie kann sich Isabella gut auf Deutsch unterhalten und "zur Not, wenn wir mal nicht weiter wissen, steigen wir auf Englisch um", erzählt Tabea Schell. Die beiden Jugendlichen besuchen zusammen die 9. Klasse des Richard-Wagner-Gymnasiums in Baden-Baden.

Isabella Bomeisel - ihre Urgroßmutter stammte aus Österreich - geht in Sao Paulo in eine Schweizer Schule, lernt dort neben Deutsch auch Englisch und Französisch, und genauso wie Tabea schwimmt sie gerne. Anfangs sei sie mit Tabea zusammen zum Schwimmtraining gegangen, aber für sie sei das eher ein Hobby, Tabea hingegen betreibe den Sport wettkampfmäßig. Das sei nicht so ihr Ding gewesen, sagt sie.

"Wir haben ansonsten sehr viel zusammen unternommen", fügt Isabella hinzu. Ganz viel Spaß habe ihr der dreitägige Snowboard-Kurs bereitet. Und der anschließende Trip zusammen mit ihrer Gastfamilie nach Österreich sei klasse gewesen, schwärmt sie. "Wir haben Schloss Favorite besichtigt, waren im KSC-Stadion beim Spiel gegen Berlin und haben einen Ausflug nach Straßburg gemacht", erzählt Tabea. Isabella aber scheint am meisten gefallen zu haben, dass sie sich zusammen mit Tabea und ihren Freunden hier in Deutschland ganz zwanglos bewegen und unterwegs sein konnte. Allerdings sei sie natürlich solche Temperaturen wie hier in Deutschland nicht gewöhnt, in Brasilien sei gerade Sommer.

Zwischen Tabea und Isabella hat sich in den vergangenen Wochen eine echte Freundschaft entwickelt, das ist nicht zu übersehen. Während sie von ihren gemeinsamen Erlebnissen und Unternehmungen berichten, lachen sie viel.

Zwei Dinge seien ihr an den Deutschen ganz besonders aufgefallen, erzählt Isabella. Zum einen die Augen - ihre Landsleute hätten durchweg dunkle Augen, sagt sie. Blaue oder grüne Augen habe sie bisher nur selten gesehen, fügt sie hinzu, finde sie aber sehr schön. Zum anderen sei ihr aufgefallen, dass die Deutschen zwar höflich und freundlich, aber im Gegensatz zu den Brasilianern zurückhaltender und verschlossener seien.

Tabea will ihrer neuen Freundin im nächsten Jahr auf jeden Fall einen Gegenbesuch abstatten. Und eine Idee, was sie ihr mitbringen könnte, hat sie auch schon: Süßigkeiten, hauptsächlich Schokolade. Die nämlich liebt Isabella ganz besonders. Auf ihrem Rückflug hatte sie ganze elf Kilo Süßigkeiten im Gepäck.