vom 18.6.2011

Das Storchenelternpaar, vorne Vater Storch, beobachtet die Beringungsaktion.
Das Storchenelternpaar, vorne Vater Storch, beobachtet die Beringungsaktion.       Fotos: Hoffmann

Jungstörche sind nun echte Leiberstunger
"Storchenvater" Josef Günther und "Storchenmutter" Heike Frietsch beringen den Nachwuchs

Von Christa Hoffmann

Sinzheim - Wer sich mit Störchen einlässt, der muss schwindelfrei sein. Etwa zwölf Meter hoch thront das Nest der drei Leiberstunger Nachwuchsadebars, die beringt werden sollen. Martin Binz von der Sinzheimer Feuerwehr richtet schon mal das Fahrzeug mit der Drehleiter aus. Noch zeigt sich das Elternpaar aber unbeeindruckt und füttert seine Brut.

Am Boden bereiten sich "Storchenvater" Josef Günther aus Bühl-Moos und die Leiberstunger "Storchenmutter" Heike Frietsch auf die Aktion vor. Die schwarzen Ringe haben sie von der Vogelwarte in Radolfzell (siehe "Zum Thema") bekommen, die auch die Daten der Zugvögel verwaltet.

Die drei Jungstörche, deren Geschlecht man noch nicht kennt, sind am 28. April aus ihren Eiern geschlüpft und somit gut sieben Wochen alt, berichtet Heike Frietsch, die von ihrem Schwiegervater Paul Frietsch die Aufgabe

Die drei Leiberstunger Jungstörche kuscheln sich in ihrem Nest an einem Mast neben der Wendelinushalle zusammen.
Die drei Leiberstunger Jungstörche kuscheln sich in ihrem Nest an einem Mast neben der Wendelinushalle zusammen.

übernommen hat, sich ehrenamtlich um die Klapperstörche im Wendelinusdorf zu kümmern. "Wenn sie erstmal flügge sind, ist es fürs Beringen zu spät", sagt Josef Günther. Daher sei es nun höchste Zeit. "Ab acht Wochen geht es langsam los mit dem Fliegen", erklärt er. Dazu müssten die Jungstörche, die im Gegensatz zu ihren Eltern schwarze Schnäbel haben, einigermaßen stabil auf ihren dünnen roten Beinen stehen können.

Die Storcheneltern waren 1985 als Jungstörche nach Leiberstung gekommen. Damals hatte Paul Frietsch sie von der Auffangstation in Schwarzach auf seinem Hof aufgenommen und in einem Vogelgehege untergebracht. Nach zwei Jahren im Freigehege richtete er ihnen ein Nest auf dem Silodach seines Hofs ein. Später siedelten die großen Vögel auf das Rathausdach um und - nachdem das Rathaus abgerissen wurde - auf den Mast neben der Wendelinushalle, wo sie heute noch wohnen und einen einmaligen Ausblick auf den Schwarzwald und in die Rheinebene genießen. Das erste Weibchen war vier Jahre später gestorben, so Heike Frietsch, der Storch habe aber ein neues gefunden. Diese Schreitvogelart lebe in der Regel monogam. Die Altstörche bleiben im Winter hier und werden dann mit Eintagsküken gefüttert.

Inzwischen haben sich die Eltern, die wie ihre "Kinder" keine Namen haben, durch die zunehmende Unruhe verzogen und beobachten die ungewöhnlichen Aktivitäten vom Boden aus. Und die Jungen? Die tauchen ab und ducken sich so tief ins Nest, dass von unten kein Fitzelchen von ihnen zu sehen ist. War da was?

Es nützt ihnen alles nichts: Martin Binz fährt die Drehleiter aus, auf der Heike Frietsch und Josef Günther nach oben fahren und die verängstigten Jungstörche beringen. "Das ist in keiner Weise schmerzhaft", sagt der "Storchenvater".

Zum guten Schluss wird die "Taufe", wenn auch nur auf eine Nummer, stilecht mit einem Glas Sekt begossen. Stolzer Pate ist auch Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber.