Überbringer der Botschaft war Holger Staib, stellvertretender Leiter des Amtes für Strukturförderung beim Landratsamt Rastatt. Er unterrichtete den Gemeinderat am Mittwochabend über den Stand der geplanten Einsparungen beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), die ab dem Fahrplanwechsel im Dezember greifen sollen. Allerdings war sich Staib nicht sicher, ob das zeitlich noch zu schaffen ist. Bereits vor einem Jahr hatte ein Landkreisvertreter den Rat über die geplanten Einschränkungen informiert. Die Gemeinde hatte den Landkreis daraufhin damals aufgefordert zu prüfen, ob nicht bedarfsorientiert einzelne Fahrten des Linienverkehrs am Vor- beziehungsweise Nachmittag aufrechterhalten werden könnten. Das sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, erklärte nun Staib, da ein solches Angebot kaum billiger käme. Außerdem sei die jetzt vorgeschlagene Vorgehensweise klarer und durchgängiger.

Laut Kreistagsbeschluss müssen wegen höherer Kosten in den Jahren 2010/2011 rund 900000 Euro im ÖPNV eingespart werden. Auf der 293er Linie fahren laut Staib, der sich auf eine Erhebung des Karlsruher Verkehrsverbunds aus dem Jahr 2008 bezog, pro Jahr rund 51300 Nutzer, davon seien 24000 Schüler oder Auszubildende. Rechne man die Schüler raus, säßen in jedem Bus rechnerisch nurmehr 5,7 Fahrgäste. Die Schülerfahrten der 293er Busse sollen laut Staib in die Linien 291 oder 292 integriert werden, die von jedem anderen Fahrgast aber auch wie bisher genutzt werden könnten. Darüber hinaus werde es die ALT-Fahrtmöglichkeiten geben, wie sie bereits abends und an Wochenenden angeboten würden (nicht in Winden, Vormberg und Kartung).

Auf Hinweise von Gemeinderäten und Bürgern darauf, das ältere Menschen Schwierigkeiten haben könnten, eine halbe Stunde vorher das Linientaxi zu bestellen, das dann an der Haltestelle abfahre, widersprach Staib. Viele Bürger hätten bereits gute Erfahrungen damit gemacht. Die Zahl der Nutzer habe sich, was die Orte Schiftung, Leiberstung, Halberstung und Müllhofen angehe, von 1865 im Jahr 2007 auf 2518 im vergangenen Jahr erhöht. Auf der Internetseite der Gemeinde sei das Prozedere im Übrigen sehr gut beschrieben. Außerdem bot der Landkreisvertreter an, beim Altennachmittag in Sinzheim am 17.November das System zu erklären und sprach auch von Vorteilen, das es habe. Einer sei etwa, dass man sich für einen Euro Aufschlag abends bis vor die Haustür bringen lassen könne.

Ursprünglich sei die Linie 293 nur als Ortsverkehr, Schülerverkehr und Andienung an die beiden Sinzheimer Stadtbahnhaltepunkte für die Gemeinden Schiftung, Leiberstung, Halberstung und Müllhofen geplant gewesen, erläuterte der Landkreisvertreter. Dass außerdem noch Winden, Kartung und Vormberg angefahren worden seien, sei lediglich ein "Abfallprodukt" gewesen, erläuterte Holger Staib. Dennoch werde nun beim Landkreis über Busverkehr außerhalb der bestehen bleibenden Schülerfahrten nachgedacht - eine ALT-Linie mit kleinem Fahrplan zur Grundversorgung.

Die Besorgnis der 24 Bewohner der Außenwohngruppe Leiberstung der WDL-Wohnstätten, dass sie in ihrer Mobilität eingeschränkt werden könnten, griff Staib in der Sitzung auf und meinte, dass bei regelmäßigen Touren zu festen Zeiten eine pauschale Bestellung mit den ALT-Anbietern ausgemacht werden könnten - viele Pendler würden so verfahren -, sodass nicht täglich ein Fahrzeug bestellt werden müsse.