vom 9.3.2012
DIE FRIEDHOFSKAPELLE IN LEIBERSTUNG ist sehr klein. Die Bürger des Dorfes wünschen einen größeren Bau und wollen sich dafür auch engagieren. Foto Naber
Stehen die Trauergäste auch weiterhin im Regen?
Der Bau einer neuen Friedhofskapelle in Leiberstung ist im Sinzheimer Gemeinderat umstritten
Von unserer Mitarbeiterin
Christiane Krause
Sinzheim-Leiberstung. Lange genug wird über die neue Friedhofskapelle nachgedacht. Nun soll sie endlich Wirklichkeit werden. Doch bei der Bürgeranhörung am Mittwochabend zeigte sich, dass trotz der hohen Bereitschaft Eigenleistungen zu erbringen, das Projekt noch längst nicht in trockenen Tüchern zu sein scheint.
Am 21. März ist es nun am Sinzheimer Gemeinderat darüber abzustimmen, ob in Leiberstung die Trauernden weiter im Regen stehen gelassen werden. Denn so sieht es gegenwärtig aus. Das Gebäude selbst ist von der Größe her völlig unzureichend. Die Trauergemeinde versammelt sich bis dato zwangsläufig zu großen Teilen vor den Türen, wo nicht nur die Akustik zu wünschen übrig lässt. Das Gebäude bietet dort auch keinerlei Schutz vor dem Wetter. Zu Beisetzungen sind im Bedarfsfall Schirme mitzubringen.
„Unwürdig“ war der Begriff, der am Abend vielfach in diesem Zusammenhang fiel, als Ortsvorsteher Alexander Naber kurz auf die Historie der Planung, die schon 1994 unter Paul Frietsch ihren Lauf nahm, einging. Aufmerksamkeit herrschte bei der sehr gut besuchten Versammlung auch, als er mittels Plänen das neue Gebäude präsentierte. Dank vielfältiger Unterstützung durch Betriebe und Bürger, die sich sowohl in Sachen Arbeitszeit als auch bei Materialspenden einbringen wollen, wird der ursprüngliche Kostenrahmen von 60 000 Euro zwar um 15 475,73 Euro überschritten. Doch damit liegen die erwarteten Kosten sehr deutlich unter den tatsächlich erforderlichen Investitionen. Auch sind entsprechende Mittel im Haushalt bereits eingestellt, erklärte Naber. So könnte in Kürze auf dem Friedhof ein Neubau entstehen. Bei diesem handelt es sich um einen rechteckigen Baukörper mit Satteldach. Statt eines Dachboden soll das Gebälk sichtbar bleiben, um den Raum etwas mehr Höhe zu geben. Carolina Rainaut, die die Pläne erarbeitet hat, möchte in die hintere Wand ein Kreuz mit Glasbausteinen integrieren. Auch das vorhandene Glasbild des heiligen Michael soll im Neubau seinen Platz finden. Anders als jetzt wurde der Geistliche eine kleine Sakristei vorfinden, die durch den Innenraum zugänglich ist. Auch soll wiederum ein Abstellraum für die Geräte entstehen.
Doch trotz der minimalistischen Ausstattung, die zum Beispiel weder Heizung noch Toiletten vorsieht, sei das Projekt im Gemeinderat nicht unumstritten, schilderte Bürgermeister Erik Ernst die Stimmung im Rathaus. „Deshalb ist es für uns wichtig zu wissen, was die Leiberstunger wollen“, sagte er.
„Die Kapelle hat ihre Zeit überdauert“, gab Bernhard Ibach zu bedenken, dass mancher den Gang zum Friedhof scheue, wenn zuvor die Aussegnung in der Kirche stattgefunden habe.
Die fehlende Toilette sei eine Kröte, die man wohl werde schlucken müssen. Applaus erhielt er für seine Feststellung, dass es sich bei einem solchen Projekt um eine Herzensangelegenheit handle. Sollten die Sinzheimer Räte das nicht erkennen, werden sie in Leiberstung auf wenig Verständnis stoßen. „Das wäre ein Wahnsinn“ betonte Rainer Droll.
Ganz anders sah dies FDP-Gemeinderat Kurt Rohner, der verdeutlichte, dass er ein Gesamtkonzept für die Friedhöfe Sinzheim und Leiberstung favorisiere. Möglichst bald in diesem Jahr solle eine Lösung gefunden werden, in welche auch Leiberstung eingebunden werden könne.
„Leiberstung diskutiert dieses Thema seit fast 20 Jahren. Betriebswirtschaftliche Zahlen in die Friedhofsdiskussion zu bringen, das sei für ihn ein Unding“, hielt ihm der CDU-Fraktionsvorsitzende Gabriel Schlindwein unter Beifall entgegen. Darüber werden nun die Räte entscheiden müssen.