vom 9.3.2012

Die alte Friedhofskapelle auf dem Leiberstunger Gottesacker soll einem Neubau weichen, wenn es nach dem Willen des Ortschaftsrats geht.
Die alte Friedhofskapelle auf dem Leiberstunger Gottesacker soll einem Neubau weichen, wenn es nach dem Willen des Ortschaftsrats geht.   Foto: Fauth-Schlag

Ortsvorsteher: Quadratisch, praktisch, gut
Bürgerinformation in Leiberstung über Pläne für neue Friedhofskapelle / Rohner für Gesamtkonzept

Von Peter Fauth-Schlag

Sinzheim - Kein Stuhl blieb bei der Bürgerinformationsveranstaltung in Leiberstung am Mittwochabend unbesetzt. Ortsvorsteher Alexander Nabers Vorstellung der Planung eines Neubaus der Friedhofskapelle und die seit kurzem durch Schranken eingegrenzte Verkehrssituation am Mittelweg (Bericht folgt) rund um Sportplatz, Kieswerk und Baggersee stießen auf reges Interesse.

Schon zu Zeiten von Ortsvorsteher Paul Frietsch habe man sich Gedanken gemacht, wie man die Beerdigungsfeierlichkeiten auf dem Leiberstunger Friedhof verbessern könne, sagte Naber. Es sei schon immer ein Problem gewesen, Trauernde vor Wind und Wetter zu schützen. Im bestehenden, nur 18,4 Quadratmeter kleinen Andachtsraum kann bislang kein Sarg aufgebahrt werden.

Nachdem nicht mehr standfeste, alte Zedern hätten entfernt werden müssen, solle das "unansehnliche Areal" links von der bestehenden Kapelle, die nach Leiberstunger Vorstellungen (wir berichteten) abgerissen werden soll, mit einem Neubau überplant werden. "Quadratisch, praktisch, gut", nannte Naber den von der Architektin Carolina Raynaut gespendeten Entwurf. Er besteht aus einem zum Friedhof hin offenen, quadratischen Andachtsraum mit Satteldach und innen sichtbarem Gebälk, der auch Platz für die Aufbahrung eines Sarges bietet. Im hinteren Teil schließen sich links eine Sakristei und rechts ein integrierter, von außen zugänglicher Geräteraum an.

Der Heilige Martin und der Heilige Wendelin sollen in dem Neubau ebenso präsent sein wie die in der alten Kapelle vorhandenen Gefallenengemälde, Beigaben und Bänke. Auf 136 000 Euro Gesamtkosten ist das Projekt kalkuliert, das ohne Heizung und vorerst ohne Toilette auskommen muss. Für eine fest installierte Toilette müssten erst ein Abwasserkanal gegraben und eine Druckleitung zum Sammler in der Merkurstraße gebaut werden, so der Ortsvorsteher. Deren Kosten würden die des Rohbaus wohl noch übersteigen. Überlegenswert sei höchstens eine mobile, diskret aufgestellte Chemietoilette. Knapp 76 000 Euro seien für das Projekt schon im Sinzheimer Haushalt eingestellt. Der Rest soll durch Eigenleistungen und bereits zugesagte Spenden aufgebracht werden.

FDP-Gemeinderat Kurt Rohner meinte, ein Neubau habe keine Zeitnot. Mit einem gewaltigen Zahlenwerk dokumentierte er die defizitäre Lage des Sinzheimer Friedhofswesens. Er plädierte für ein gemeindliches Gesamtkonzept, das auch die Fortentwicklung des alten Sinzheimer Friedhofs mit einbezieht. CDU-Gemeinderat Gabriel Schlindwein erklärte hingegen, seine Fraktion stehe voll hinter den Leiberstunger Wünschen. Es sei für ihn ein Unding, einer traditionell gewachsenen Kultureinrichtung wie dem Leiberstunger Friedhof mit betriebswirtschaftlichen Daten begegnen zu wollen.

Sinzheims Bürgermeister Erik Ernst hielt nüchtern fest, dass der Leiberstunger Ortschaftsrat zwar ein klares Votum für einen Neubau abgegeben habe, der Gemeinderat in seiner Entscheidungsfindung bisher aber noch nicht einheitlich positioniert sei. Naber rechnet mit einer "fifty-fifty-Chance" im Gemeinderat. "Was soll mit einem Gesamtkonzept denn bewertet werden?", fragte er in Anspielung auf Rohners Vortrag. "Hier geht es nicht um eine betriebswirtschaftliche Analyse. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch der Sinzheimer Friedhof unrentabel. Es gehe um eine Jahrhunderte alte Tradition des Ortes, der seinen eigenen Friedhof mit in die Gesamtgemeinde eingebracht habe - und auch um langfristige vertragliche Verpflichtungen, etwa bei Familiengräbern", sagte Naber.