vom 23.3.2012


Das Fenster aus der alten Kapelle soll in dem neuen Andachtsgebäude wieder eingebaut werden. Foto: Naber

Gemeinderat segnet Kapellenneubau ab
Mehrheit stimmt für Andachtsgebäude in Leiberstung / Kosten: 136000 Euro / Hoher Anteil Eigenarbeit

Von Christa Hoffmann

Sinzheim - Nach intensiven Vorberatungen im Technischen Ausschuss, im Gemeinderat und im Leiberstunger Ortschaftsrat hat der Gemeinderat Sinzheim am Mittwochabend mehrheitlich einen positiven Grundsatzbeschluss für den Neubau einer Friedhofskapelle im Wendelinusdorf gefasst. Das Projekt war im Vorfeld nicht unumstritten. Das sagte Bürgermeister Erik Ernst in der Sitzung, in der er um Zustimmung für das Anliegen der Leiberstunger Bürger warb.

Die alte Kapelle ist sanierungsbedürftig und bietet den Trauernden zudem kaum einen Wetterschutz. Deshalb soll sie nun abgerissen werden. Die Kosten für den Neubau wurden auf 136000 Euro (ohne Toilettenanlage) veranschlagt. Das 900-Seelen-Dorf Leiberstung bringt allein Eigenleistungen und Spenden im Wert von rund 61000 Euro ein, so dass sich die Kosten für die Gemeinde letztlich auf 75000 Euro belaufen werden. Diese Summe ist bereits in den Haushalt 2012 eingestellt (wir berichteten).

Mit dem Neubau eines schlichten, einfachen Andachtsgebäudes, das mehr als 40 Menschen Platz bieten soll, beschäftige sich der Leiberstunger Ortschaftsrat bereits seit 2003, sagte der Bürgermeister. Es sei eines der wichtigsten Projekte des Dorfs. Die kritischen Stimmen hätten in der Vergangenheit immer argumentiert, dass sich das Projekt nicht rechne. "Aber wann ist ein Friedhof wirtschaftlich?", fragte Ernst. Bei einer, bei zehn oder 100 Beerdigungen im Jahr? "Ein Friedhof wird nie schwarze Zahlen schreiben", deshalb könne man den Neubau nicht an den genannten Zahlen festmachen, warb Ernst für die Maßnahme. In Leiberstung lebten 90 Personen im Alter von über 70 Jahren, 37 Menschen über 80 Jahre.

Man müsse sich nach der Bestattungskultur vor Ort richten, die in Leiberstung seit Jahren vorhanden sei und sich verfestigt habe. Das habe auch der Sinzheimer Dekan Martin Schlick bestätigt, so Ernst. Und die große Anteilnahme an der jüngst stattgefundenen Leiberstunger Bürgerinformation habe auch bewiesen, dass die Menschen hinter dem Projekt stünden. Ein Teilnehmer habe gesagt, dass der neue Andachtsraum den Leiberstungern eine Herzensangelegenheit sei, berichtete Ernst. Auch der große Anteil an Eigenarbeit sei ein Beweis dafür. Ein weitere Kritikpunkt, dass erst ein Gesamtkonzept für beide Sinzheimer Friedhöfe vorgelegt werden solle, ließ Ernst nicht gelten. Er stellte die rhetorische Frage: "Was soll das aussagen?" Schließlich seien beide Friedhöfe in ihrem Bestand unstrittig.

Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber sagte, der spätere Einbau einer Toilettenanlage sei möglich. Momentan seien die Kosten dafür zu hoch. "Wir halten den Neubau für eine sinnvolle Lösung", sagte Gabriel Schlindwein (CDU). Man habe Respekt davor, wie stark sich die Leiberstunger einbringen wollten. Letzterem stimmte auch Kurt Rohner (FDP) zu. Er plädierte allerdings für eine Bestandsaufnahme beider Friedhöfe inklusive notwendiger Sanierungsmaßnahmen. Michael Vogel (Grüne) votierte auch deshalb für einen Neubau, weil das neue Gebäude auch als Begegnungsstätte dienen könne. Im Übrigen halte er es für einen unerträglichen Zustand, wenn Trauernde im Regen stehen müssten.

Die Freien Wähler stimmten dagegen. Norbert Ernst (FW) lobte zwar auch den hohen Eigenanteil, wies aber darauf hin, dass die Trauerfeiern in der Regel in der Kirche abgehalten würden und es kaum noch Erdbestattungen gebe. Er halte das Konzept für nicht ausgereift. Isolde Leder (SPD) betonte, dass ein Gottesacker auch ein kulturgeschichtlicher Teil der Gemeinde sei und das Gebäude ein Ort, um sich zurückziehen zu können.