vom 13.6.2012


Das Storchenpaar in Leiberstung hat drei Junge (links wohl Papa Storch). Sie sind vor zwei Tagen beringt worden.   Fotos: Hoffmann

"Storchenvater" beringt Nachwuchs
Drei Jungstörche in Leiberstung / Sinzheimer Feuerwehr hilft beim Markieren

Von Christa Hoffmann

Sinzheim - Die drei Jungstörche in Leiberstung und vermutlich ihr Vater sind nicht so leicht zu erschrecken. Selbst als ein großes Feuerwehrauto vorfährt, bleiben sie ungerührt im Nest stehen und gucken neugierig herunter. Als sich aber Bernd-Peter Schlack von der Sinzheimer Feuerwehr und "Storchenvater" Josef Günther aus Bühl-Moos zum Beringen des Nachwuchses in einem Rettungskorb nähern, ducken sich die Halbstarken doch sicherheitshalber ins Nest - Papa Storch sucht das Weite.

Wie im vergangenen Jahr hat das Leiberstunger Storchenpaar im etwa zwölf Meter über der Erde gelegenen Nest, das an einem alten Strommast befestigt ist, drei Junge großgezogen. Von Festen fühlen sich die fünf nicht gestört, aber dieses Feuerwehrauto mit der Drehleiter... Mama und Papa Storch haben sich inzwischen auf dem Dach der Wendelinushalle gegenüber niedergelassen und kommunizieren klappernd mit ihrem Nachwuchs. Die Alten mit ihren roten Schnäbeln, die Jungen noch mit schwarzen Schnäbeln. Die färben sich erst in der Pubertät rot. Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber versteht inzwischen die Sprache der Großvögel. Die Eltern erkundigten sich nach ihren Jungen. "Wie geht es euch?", bedeute das Geklapper.

Am 26.April haben die Eltern, die im Winter nicht mehr wegziehen, das erste Futter gebracht, erinnert sich Heike Frietsch, die sich um die Störche kümmert. Das heißt, die Eier dürften so um den 26.März gelegt worden sein. Im Schichtbetrieb sei der Nachwuchs dann gefüttert worden. Die momentane Feuchtigkeit macht den Jungstörchen laut "Storchenmutter" Frietsch nichts mehr aus, "sie sind inzwischen groß genug".

Wichtig sei, dass sie jedes Jahr ein frisches Nest bekommen. Das hätten Bernd-Peter Schlack und sie rechtzeitig hergerichtet. Mitte Juli dürften die jungen Schreitvögel flügge sein, Mitte August in Richtung Südwesten ziehen und in Spanien überwintern. Das Storchenpaar lebt seit Ende der 80er Jahre zusammen. Der Storchenvater ist 28 Jahre alt, ihr Alter ist nicht bekannt, so Heike Frietsch.

Josef Günther hält - wie Heike Frietsch - einen der Ringe in der Hand und trägt die Nummer in eine Liste ein.
Josef Günther hält - wie Heike Frietsch - einen der Ringe in der Hand und trägt die Nummer in eine Liste ein.

Die Tiere können mit dem Ring an ihrem Bein jederzeit identifiziert werden. Auf ihnen ist ein Code aus ein bis zwei Buchstaben und aus bis zu sechs Ziffern eingraviert sowie die Worte "Radolfzell Germania". Damit können die Forscher auch leichter die Wanderungsbewegungen der Zugvögel untersuchen. Störche können bis zu 30 Jahre alt werden.

Der Eintrag ins "Stammbuch" von Josef Günther wird in Leiberstung immer feierlich wie bei einer Taufe mit einem kleinen Umtrunk begangen. Da wagen auch die Störche schon wieder einen Blick über den Nestrand.