vom 13.6.2012

DREI JUNGSTÖRCHE wurden in Leiberstung beringt. Dafür rückte die Feuerwehr mit der Drehleiter an.
DREI JUNGSTÖRCHE wurden in Leiberstung beringt. Dafür rückte die Feuerwehr mit der Drehleiter an.   Foto: Kopf

Nachwuchs beim rüstigen Rentnerpaar
In Leiberstung wurden drei Jungstörche beringt  / Das Männchen ist 29 Jahre alt

Von unserer Mitarbeiterin Stephanie Kopf

Sinzheim-Leiberstung. Josef Günther ist der Herr der Ringe: Der Storchen­vater aus Moos hat am Montag die Lei­berstunger Störche beringt.

Drei kräftige Jungvögel gucken neu­gierig aus dem Nest, als ein großes Fahr­zeug der Sinzheimer Feuerwehr auf den Hof der Wendelinushalle fährt. Die Drehleiter wird benötigt, um die Jungtiere mit Kennungsringen zu versehen. Die Vögel sind damit bei der Radolfzel­ler Vogelwarte registriert.

Mit einer Zange werden die Metallrin­ge an dem klapperdürren Storchenbein festgeklippt. Mit von der Partie: Heike Frietsch. Sie betreut seit zwei Jahren eh­renamtlich das Leiberstunger Storchen­nest und lässt sich von Günther zur Storchenmutter ausbilden.

Mit der Drehleiter fährt das Team rund 13 Meter in die Höhe, ausgestattet mit drei Ringen und der besagten Zange. Das Beringen ist schmerzlos, die Eltern beobachten das Geschehen aus sicherer Entfernung. Die Jungen haben sich tief ins Nest geduckt und stellen sich tot.

Leiberstunger Störche brüten jedes Jahr

Das Leiberstunger Storchennest hat schon Tradition: „Der Herr ist seit 1985 da, weiß Heike Frietsch zu berichten. Seine damalige Gemahlin kam an einer Hochspannungsleitung um. Das Männ­chen blieb rund zwei Jahre allein und holte sich Ende der 80er Jahre eine neue Frau ins Nest.

Seither brütet das Storchenpaar jedes Jahr den Nachwuchs aus. Zwischen zwei und drei Junge kommen jedes Frühjahr zur Welt und während der Nachwuchs im Spätsommer in den Sü­den abzieht, überwintern die Storchen­senioren in Leiberstung. Das Weibchen stammt aus einer Zuchtstation in Ken­zingen im Landkreis Emmendingen, das verrät der Code auf dem Fußring.

Heike Frietsch bezeichnet die Stor­chenhaltung in Leiberstung als unkom­pliziert. Probleme bei der Jungtierauf­zucht gebe es keine. Der männliche Storch sei sehr zutraulich, laufe ihr oft­mals hinterher, während die Gemahlin eher scheu sei.

Angriffe von Fremdstörchen würde das Paar souverän abwehren. Das Leibers­tunger Storchenpaar kann buchstäblich als Rentnerpaar bezeichnet werden: „Das Männchen ist zwischen 28 und 29 Jahren alt“, sagt Frietsch. Ganz schön stattlich, wenn man bedenkt, dass die Klapperstörche im Schnitt 33 Jahre alt werden können. Gesundheitliche Pro­bleme scheint es aber nicht zu geben und auch die Libido leidet wohl nicht, im­merhin beschert das Paar den Leibers­tungern jedes Jahr Storchennachwuchs. Die Geburtenrate habe im Dorf seit dem Storchenzuzug nicht gravierend zuge­nommen, sagt Ortsvorsteher Alexander Naber. Aber es würden jedes Jahr im Ort mindestens so viele Babvs auf die Welt kommen, wie im Storchennest Junge liegen.