vom 21.7.2012

Viele Fragen bleiben offen
Infoveranstaltung über Fahrsicherheitszentrum auf Airpark-Gelände

Von Peter Fauth-Schlag

Sinzheim - Hans-Peter Volkmer vom "Zweckverband Gewerbepark mit Regionalflughafen Söllingen" hat bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Sinzheimer Rathaus, zu der der Zweckverband eingeladen hatte, sehr detailliert die Ergebnisse einer am 10.Oktober 2011 am Fahrsicherheitszentrum (FSZ) auf dem Baden-Airpark-Gelände durchgeführten Lärm-Messaktion vorgestellt. Etwa 20 Bürger, überwiegend aus Schiftung, waren erschienen.

Das Mitglied des Zweckverbandsvorstands, Hügelsheims Bürgermeister Reiner Dehmelt, wollte durch die Veranstaltung "das Geschehen in den letzten zweieinhalb Jahren seit der Verhandlung beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim" öffentlich dokumentiert und zur Diskussion gestellt sehen. Damals war ein Normenkontrollverfahren gegen den bis heute rechtlich existierenden, 2005 in Kraft getretenen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und einen darauf folgenden Änderungsentwurf angestrengt worden. Das Verfahren zu dessen Aufstellung war aufgrund von Lärmbeschwerden nach Inbetriebnahme des Fahrsicherheitszentrums (FSZ), hauptsächlich von Schiftunger Bürgern, bisher nicht fortgeführt worden.

Dehmelt, der Verbandsvorsitzende, Rheinmünsters Bürgermeister Helmut Pautler und Landrat Jürgen Bäuerle beteuerten unisono ihr "großes Anliegen" in Sachen Lärmbelästigung durch das FSZ zu einer Lösung zu kommen, "mit der alle Beteiligten leben können". Dafür wurden Messfahrten sowohl mit Sportwagen als auch mit Motorrädern durchgeführt und vier verschiedene "Szenarien" durchgespielt, um herauszufinden, wie man der Lärmbelästigung auf "natürliche Weise" Herr werden könne.

Lärmgutachter Gerd Gottschling schloss eine Lärmschutzwand gegen die besonders lauten Beschleunigungsgeräusche nach Passieren einer Kurve am nordöstlichen Rand des FSZ aus. Sie würde allenfalls ab einer Höhe von sieben Metern eine deutliche Lärmminderung bringen, die zudem nur in einem Teilabschnitt in Schiftunger Randlage spürbar wäre. Volkmer ergänzte, eine solch hohe Wand würde nicht nur erheblich ins Landschaftsbild eingreifen, sondern mit geschätzten 180000 Euro Baukosten unverhältnismäßig teuer werden.

Lärmfachliches Gutachten geplant

Fünf verschiedene Befahrungsvarianten wurden getestet - im Uhrzeigersinn und entgegen des Uhrzeigersinns -, und es wurde mit künstlichen Kurven und Pylonen eine Temporeduzierung auf etwa 70 Stundenkilometer erzwungen. Zusätzlich zur messtechnischen Erfassung bewertete eine 23-köpfige Hörgruppe die individuellen Unterschiede in der Lärmwahrnehmung. In einem weiteren Schritt soll ein lärmfachliches Gutachten auf Grundlage der erhobenen Daten in die Fortschreibung der Bauleitplanung eingebracht und Verbesserungsmaßnahmen dann "unter dem Gesichtspunkt gegenseitiger Rücksichtnahme nach Prinzipien der Verhältnismäßigkeit", wie sich der Baurechtler Hans-Peter Volkmer ausdrückte, entwickelt und vorgeschlagen werden.

Nicht auf sich sitzen lassen wollte Landrat Jürgen Bäuerle den Vorwurf eines Schiftungers, das Landratsamt habe bei den immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen einen Fehler gemacht. Diese seien ordnungsgemäß und im Rahmen rechtlicher Bestimmungen erfolgt.

In einer immer emotionaler werdenden Schlussdebatte beklagten einige Schiftunger stundenlanges, nervtötendes Quietschen von Autoreifen erst vor wenigen Tagen. Auf die Frage, was dort getestet wurde, erhielten sie vom Betreiber des FSZ, Volker Scheck, keine Antwort. Er sei zu dem Zeitpunkt auf Dienstreise gewesen, sagte er. Auch die Frage, ob das Fahrsicherheitszentrum neben Testfahrten möglicherweise auch als Freizeit-Fahrerlebniszentrum genutzt werde, verhallte ebenso unbeantwortet wie Klagen über beißenden Reifengestank, der vom FSZ nach Schiftung herüber wehe oder über Testfahrer, die angeblich "mit 100 Sachen durch die Ortschaft rasen". Nach über zwei Stunden beendete Bürgermeister Helmut Pautler die Diskussion.