vom 19.11.2013
 
 
Zu Erinnerung an die Gefallenen und Vermissten im Zweiten Weltkrieg hängt ein neues Bild in der Kapelle. Bürgermeister Erik Ernst (rechtes Bild links) und Ortsvorsteher Alexander Naber mit dem neuen Gedenkstein.   Fotots: Fauth-Schlag
 
Neues Bild zum Gedenken an Gefallene
Neue Friedhofskapelle: Leiberstung erinnert an im Zweiten Weltkrieg verlorene Söhne
 
Von Peter Fauth-Schlag
 
Sinzheim - Am Volkstrauertag 1958 war in der Leiberstunger Dorfgemeinschaft die Idee geboren worden, zum Gedenken an die gefallenen und vermissten Söhne der Gemeinde und als Mahnung vor einer neuen Zeit des Tötens eine Gedächtniskapelle zu errichten. Ein Jahr später wurde diese gebaut.
 
54 Jahre später, am vergangenen Sonntag, fügten Ortsvorsteher Alexander Naber und Sinzheims Bürgermeister Erik Ernst nun feierlich neben dem alten Grundstein von 1958 den neuen Gedenkstein in das Mauerwerk der nach 16 Monaten Bauzeit fertiggestellten, neuen Kapelle am Friedhof ein.
 
In ihm versiegelt wurden alle Unterlagen und Bilder, Baupläne, Listen und Arbeitsblätter des Projekts, auch gespeichert auf einem USB-Stick, Zeitungsberichte über die Einweihungsfeier, das Konradsblatt, eine Liste der Helfer am Bau und der Spender, eine Ausgabe der Bürgerinfobroschüre Leiberstung, die Reden zum Volkstrauertag im vergangenen und in diesem Jahr, bei der Einweihungsfeier und beim Richtfest, ein Satz Euro-Münzen und natürlich eine Urkunde. Im - nun wieder eingemauerten - alten Grundstein von 1959 hatten sich eine Ausgabe des Konradsblatts vom 8. November 1959 und eine Monatsschrift "Mann in der Zeit", ein Zeitungsausschnitt über den Bau der Kapelle, vier Banknoten aus der Inflationszeit mit den Werten 20, 100 und 500 Millionen, sowie einer Milliarde Mark befunden (wir berichteten).
 
Bei dem Festakt am Sonntag wurde ferner ein neues, von dem Kartunger Maler Heinz Ernst geschaffenes Bild enthüllt. Es zeigt einen sterbenden Soldaten auf dem Schlachtfeld alleine mit dem Vertrauen auf Gott, in dessen Hände er sich begibt. Darunter finden sich die Namen der Gefallenen und Vermissten, die der Zweite Weltkrieg unbarmherzig aus der Mitte der Dorfgemeinschaft gerissen hat, verbunden mit der Mahnung: "Den Helden zur Ehr, der Jugend zur Lehr!" Es wurde von Ernst ganz im Stil des Bildes vom Heiligen Michael gestaltet, das aus der alten Kapelle in die neue gebracht wurde.
 
Bürgermeister Erik Ernst bezeichnete den Kapellenneubau als weithin sichtbares Zeichen für Engagement und Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. Es habe nur durch die Zusammenarbeit des Ortschaftsrats, der die Idee zu dem Neubau hatte, tatkräftig am Bau mitarbeitender Bürger und großzügigen Spendern verwirklicht werden können. Anschließend wurde mit einer Kranzniederlegung und einem stillen Gebet beim Gedenkstein auf dem Friedhof nicht nur der Kriegsopfer, sondern auch der Opfer heutiger Intoleranz, Fanatismus, ideologischer Verblendung, Herrschsucht, Habgier und Hass, aber auch von Naturkatastrophen, wie jüngst erst auf den Philippinen, gedacht. In seiner bewegenden Ansprache erinnerte Naber an die Bedeutung dieses in vielen Nationen gepflegten Gedenktags nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, der "mit einer schier unglaubliche Materialschlacht und dem Einsatz von Giftgas als Massenvernichtungsmittel ein neues Kapitel der Grausamkeit in der Kriegsführung geschrieben hat".
 
Musikalisch gestaltet wurde der Festakt vom Männergesangverein (MGV) 1875 Leiberstung unter der Leitung von Almut Grißtede.