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vom 28.6.2014

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Fährt seine Gold Wing mit 1,8 Litern seit acht Jahren und ist nach wie vor begeistert: Götz Eichstädt.  Fotos: Hoffmann
 
"Fahrendes Wohnzimmer" macht Freude
Gold-Wing-Fahrer aus Leiberstung ist Finanzvorstand der Förderation Deutschland
 
Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Das schwere Motorrad von Götz Eichstädt aus Leiberstung hat Eigenschaften, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen: "Es wiegt 400 Kilogramm und schnurrt, wenn es fährt, leise vor sich hin." Man könnte sagen: In der Ruhe liegt die Kraft.
Das trifft auch auf Götz Eichstädt zu. Ruhig, entspannt und besonnen, so begegnet einem der 70-jährige Zweiradliebhaber, Finanzvorstand der seit zehn Jahren bestehenden "Gold Wing Föderation Deutschland", die bundesweit etwa 1200 Mitglieder zählt.
 
Als junger Mann hat er bereis seine Liebe zu Motorrädern entdeckt, dann aber eine Familie gegründet und bei vier Kindern keine Zeit mehr dafür gehabt. Die Leidenschaft des Mannes aus Kiel, der in Leiberstung mit seiner Frau Uschi vor drei Jahren seine zweite Heimat gefunden hat, ist Segeln. Als der Nachwuchs älter wurde, schaffte er sich wieder ein Motorrad an, eine Kawasaki. Seine Frau war und ist immer als seine Sozia mit dabei. Beruflich verschlug es Eichstädt später in den Südwesten.
 
1998 hatte er bei einem Motorradhändler in Freiburg mit einer 1500er Gold Wing eine Probefahrt vor - und kam nur 100 Meter weit, denn schon war es um ihn geschehen. Ein gut gefülltes Sparschwein muss man für die großvolumigen Honda-Motorräder indes schon haben. Etwa 30000 Euro kostet laut Eichstädt heute ein solches Teil neu. "Meine Frau fühlt sich wie in Abrahams Schoß." Der ergonomisch geformte Sitz mit Hüft- und Seitenstütze sieht allein schon optisch sehr bequem aus. Probiert man ihn aus, kann man sich vorstellen, warum Fans die Maschine auch "fahrendes Wohnzimmer" nennen.
 
Bei ihren Ausflügen fährt das Ehepaar etwa 200 bis 300 Kilometer gemütlich durch die Gegend. Bei durchschnittlich 80 Kilometern pro Stunde "tuckert der Motor" so leise, dass man ihn kaum höre, lobt Eichstädt das Reisemotorrad. Durch das besondere Drehmoment sei es möglich, von 40 km/h bis 140 km/h ohne zu schalten zu beschleunigen. Er könne durch den Schwarzwald komplett im dritten Gang fahren. An Bequemlichkeit sei das wartungsarme Motorrad mit Kardanantrieb nicht zu überbieten. Man könne sich mittels einer Gegensprechanlage unterhalten oder Musik hören. Es verfüge über ein Navigationsgerät, einen Tempomat, eine Griffheizung für die Hände, ein Gebläse an den Knien und den Füßen, so dass die "Cruiser" selbst bei Regen so gut wie nicht nass werden, erläutert Eistädt. Für den Fahrer stehen zwei breite Trittbretter zum Entspannen zur Verfügung. Im Übrigen gebe es auch einen Rückwärtsgang - im Grunde alles, was ein Auto auch habe -, weil man die Maschine nicht schieben könne. Man müsse immer draufsitzen. "Kaffeetrinken und Eisessen gehören immer dazu", sagt der Zweiradfan.
 
Jedes Jahr nehmen die Beiden auch an Gold-Wing-Treffen teil, die es europaweit gibt, manchmal mit einem Kastenanhänger. Vor Ort unternehmen sie dann Ausflüge in die Region, die von den jeweiligen Clubs oder Vereinen - 60 von 80 bundesweiten sind in der Förderation Mitglied - vor Ort ausgearbeitet werden. Viele Teilnehmer kämen mit Anhängern und würden zelten. "Ein Gold-Winger fährt mit Kühlschrank und Heizdecke", sagt Eichstädt und schmunzelt, und erwähnt noch den Elektrogrill. Das Besondere an den Gold-Wing-Freunden sei, dass viele paarweise unterwegs seien und sich gerne untereinander austauschten. Viele sind ältere Semester. der Nachwuchs rekrutiert sich laut Eichstädt hauptsächlich aus den Kindern der begeisterten Cruiser.
 
Eichstädt hat jüngst ein großes Deutschlandtreffen in Karlsbad-Langensteinbach organisiert. Vom 7. bis 10. August veranstaltet er ein kleines Zusammentreffen mit etwa 30 Personen in Leiberstung, seiner neuen Heimat. Alle vier Kinder hat es in den Süden verschlagen, berichtet Eichstädt. Und sein Schweigersohn komme aus dem Wendelinusdorf. Deshalb hat es ihn und seine Frau vor drei Jahren dorthin gezogen, um Kindern und Enkeln näher zu sein. Sein zweirädriges Schmuckstück mit dem goldenen Flügel als Emblem findet in einer Scheune Platz.