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vom 7.6.2014

bt070614Der Storchennachwuchs duckt sich vor den fremden Eindringlingen, die sie beringen wollen. Foto: Fauth-Schlag

Vier Jungstörche beringt
Nachwuchs in Leiberstung / Feuerwehr hilft
 
Sinzheim (fs) - Als am Donnerstag in Leiberstung der Hubsteiger der örtlichen Feuerwehr anrückte, kam Bewegung ins Storchennest auf dem ehemaligen Strommast neben der Wendelinushalle. Nach einem Jahr Brutpause hat sich dort oben in zwölf Meter Höhe wieder eine Storchenfamilie mit sage und schreibe gleich vier Jungen niedergelassen.
 
Aufgrund der warmen Witterung schon sehr früh, so um den 22. oder 23. April herum, müssen die Jungen geschlüpft sein, meinten der Mooser "Storchenvater" Josef Günther und seine Kollegin Heike Frietsch, Schwiegertochter von Günthers legendärem Vorgänger Paul Frietsch und seit drei Jahren ebenso engagierte "Storchenmama".
 
Sie stiegen in dem Feuerwehrkorb empor, um die Jungtiere im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell zu beringen. Das Zugverhalten der Vögel wird somit erforscht. Ein mitunter nicht ungefährliches Unterfangen sei das, weiß Günther aus eigener Erfahrung. Storchenschnäbel können ganz schön wehtun. Doch Papa oder Mama Storch - so genau weiß man das nicht - verzichtete diesmal aufs Hacken und ergriff die Flucht. Argwöhnisch umkreiste der galante Segler das Nest mit den Eindringlingen, während sein Partner irgendwo auf Nahrungssuche war.
 
Regungslos und mit angstgeweiteten schwarzen Augen kauerten die Jungstörche in ihrem Horst. Ein guter Moment für Günther und Frietsch, ihnen die neuen Kunststoffringe an den dünnen Beinchen anzubringen. Die sind mit einem Code versehen, anhand dessen Fachleute die Tiere jederzeit identifizieren und somit deren Wanderbewegungen erforschen können. Der diesjährige Herr im Hause "Strommast Leiberstung" ist ein alter Bekannter. Mit seinen 30 Jahren ist er der älteste Storch im gesamten Gebiet zwischen Rastatt und Achern, das unter der Obhut der beiden Storchenkundigen steht. Der Senior stammt noch aus der Zucht.
 
Hier aufgewachsene Zuchttiere ziehen nicht mehr, wie ihre "wild" aufgewachsenen Nachkommen, im August gen Süden oder gar nach Afrika. Sie überwintern hier, erläutert Günther. Das Alter Madame Storchs ist dagegen unbekannt. Es stimme nämlich nicht, wie oft behauptet wird, dass Storchenpaare ein Leben lang zusammenbleiben, räumte Günther mit einem Mythos auf. Storchenmännchen gingen gerne fremd.
 
Die Aktion verlief rasch und friedlich. Oben aus dem Horst lugte die ganze Familie bald wieder interessiert in die Tiefe, wo Storchenvater Günther, Storchenmama Frietsch, Ortsvorsteher Alexander Naber, zwei Feuerwehrleute und zwei Zeitungsreporter das erfolgreiche Ereignis im Dienste der Wissenschaft - wie in Leiberstung üblich - mit kleinem Umtrunk und Vesper feierten.