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vom 1.8.2014

Nichts isoliert, alles im Paket
Vier-Stufenplan für besseren Hochwasserschutz in der Region / Sofortmaßnahmen
 
Bühl (gero) - Überflutungen lösten bei den Feuerwehren im Süden des Landkreises am Montagabend einmal mehr Großalarm aus. Aber auch das Hochwasser am ersten Juni-Wochenende 2013 in Bühl ist allgegenwärtig und beschäftigte am Mittwochabend zum wiederholten Mal den Gemeinderat. Michael Pfeiffer, Abteilungsleiter Tiefbau, Umwelt und Verkehr bei der Stadt, stellte einen Vier-Stufenplan vor. Er sieht die Erarbeitung einer Studie sowie Sofortmaßnahmen im nächsten Haushaltsjahr vor.
 
Derzeit wird seitens des Zweckverbands der Kostenrahmen ermittelt. Auf Bühler Gemarkung und auf Kosten der Stadtkasse sind zwei kurzfristige Projekte in der Pipeline:
Balzhofen : Anhebung der Straße zur Bauschuttdeponie um rund 30 Zentimeter. Dazu muss die Asphaltdecke abgefräst werden.
Oberbruch : Anhebung eines landwirtschaftlichen Wegs zwischen dem Sulzbach und dem östlichen Ortseingang um mindestens 50 Zentimeter.
 
Ottersweier: Dammerhöhung am Flutkanal im Bereich Specklach um rund 30 Zentimeter (Kostenträger: Land).
Stollhofen : Anhebung eines landwirtschaftlichen Wegs nördlich des Sulzbachs um bis zu 50 Zentimeter (Kostenträger: Gemeinde Rheinmünster).
Leiberstung : Dammerhöhung am Sulzbach um 20 Zentimeter (Kostenträger: Land).
 
40 000 Euro teuer wird eine Studie, die die beiden Zweckverbands-Mitglieder Baden-Baden und Bühl zusammen mit den Gemeinden Ottersweier, Rheinmünster und Sinzheim in Auftrag geben. Den Zuschlag erhält das Ingenieurbüro Zink (Lauf). Unter anderem werden zusätzliche Rückhaltevolumina im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens Hägenich und die Leistungsfähigkeit des Sulzbachs untersucht und danach ein Konzept für eine stufenweise Umsetzung erstellt. Ein Zwischenbericht soll das Büro im Oktober vorlegen, das Endergebnis wird im Frühjahr 2015 erwartet. Die Stadt Bühl ist an dem Kostenschlüssel, der sich an der "Betroffenheit der Gemeinde" orientiert mit 40 Prozent oder 16000 Euro beteiligt.
 
Karl Ehinger (FWG) zeigte sich vom Vortrag "geschockt", weil er keine konkreten Verbesserungsvorschläge für den Stadtteil Balzhofen aufgezeigt habe. Er vermisste eine Dammerhöhung. Stattdessen soll der Wasserzufluss aus Richtung Ottersweier zunehmen, was den Sulzbach noch mehr belasten würde. Jener Vorfluter hatte am Nachmittag des 1. Juni sein Bett verlassen und drohte den Ort zu überschwemmen. Nur mit einem großen Aufgebot an Hilfskräften und mit Hunderten von Sandsäcken konnte dies verhindert werden.
 
Michael Pfeiffer, ein ausgewiesener Hochwasserexperte, nannte die Gemengelage eine "sehr komplizierte Geschichte, bei der man "nichts isoliert betrachten darf", sondern alles "im Paket" sehen müsse. Und dieses wiederum müsse mit den Nachbarkommunen geschnürt werden. Für Balzhofen sah er keine Möglichkeit für eine Ad-hoc-Lösung. Stattdessen sollen an neuralgischen Stellen automatisch schließende Schachtdeckel eingesetzt werden, die auch dem Druck aus dem Kanal standhalten.