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vom 15.5.2015

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Der Ministerpräsident lässt sich an Bord eines Traktors die Technik des Landmaschinenherstellers Rauch erklären.  Fotos: F. Vetter
 
Geschäftsführer nutzen hohen Besuch für Wink mit dem Zaunpfahl
Winfried Kretschmann zu Gast bei Affentaler Winzergenossenschaft und Rauch / Auch kritische Themen kommen zur Sprache
 
Bühl (sie) - "Ihre Botschaft ist angekommen" - diese Aussage wiederholte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beim Besuch der Affentaler Winzergenossenschaft in Eisental und der Firma Rauch im Baden-Airpark mehrfach. Deren Geschäftsführer nutzten die Gelegenheit, um nicht nur Lob beispielsweise für Förderprogramme, sondern auch Kritik an politischen Weichenstellungen zu äußern.
 
So sprach der Affentaler-WG-Chef Ralf Schäfer bei einem Glas Spätburgunder Rotwein im Holzfasskeller die bürokratischen Hürden an, die den Winzern beim Anbau neuer Rebsorten im Weg stünden. "Da hat uns das Land bislang nicht unterstützt", sagte der Geschäftsführer. Im benachbarten Rheinland-Pfalz sei die Reglementierung weniger streng. Kretschmann sagte zu, den Hinweis zu prüfen: "Solche Fingerzeige sind immer wichtig. Wir werden dem nachgehen." Dass es sich für die regionalen Winzer lohnt, auch mit exotischen Rebsorten zu experimentieren, davon konnte sich der Ministerpräsident bei einem Glas Lagrein überzeugen, einer Traube aus Südtirol, die den Affentalern laut Kellermeister Leo Klär "alles abfordert". Kretschmann, der zuvor auch an Riesling-Sekt, Spätburgunder und Sauvignon Blanc genippt hatte, lobte die Qualität der Produkte: "Sie keltern gute Weine."
 
Thomas Goth, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft Baden-Baden, brachte dem Regierungschef die neue Kooperation zwischen seiner und der Affentaler WG mit gemeinsamer Abfüllanlage und Logistik näher. Ein Schritt, von dem sich Landrat Jürgen Bäuerle (CDU) begeistert zeigte: "Ich bin sehr froh, dass es so weit gekommen ist. Vor 15 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen."
 
Bäuerle selbst lotste die Besucherkolonne bei der Weiterfahrt in den Baden-Airpark über die schmalen Straßen von Leiberstung zum Schiftunger Tor, quasi dem Hintereingang des Flughafen-Geländes. CDU-Landtagsabgeordneter Tobias Wald scherzte mit Blick auf den fehlenden Autobahnanschluss: "Den Weg hat der Landrat mit Absicht gewählt."
 
Dass im Baden-Airpark nicht nur Flugzeuge abheben, sondern es auch im Gewerbepark brummt, davon überzeugte sich die Besuchergruppe aus Stuttgart bei einer Stippvisite im Werk des Landmaschinenherstellers Rauch. Geschäftsführer Joachim Rauch stellte Kretschmann die Firmengeschichte vor, die 1880 mit der Gründung einer Schmiede begann. Mittlerweile stehe die fünfte Familiengeneration in den Startlöchern, um in die Geschäftsführung des Düngetechnik-Weltmarktführers einzusteigen. Rauch nahm diese lange Historie zum Anlass für einen Wink mit dem Zaunpfahl zum Thema Erbschaftssteuer: "Wir hoffen auf politische Entscheidungen, die Nachfolgegenerationen nicht den Lebenssaft entziehen." Auch wenn es sich dabei um ein bundespolitisches Thema handelt, nahm Kretschmann den Ball auf und betonte, dass die Verantwortlichen bei der angedachten Reform "Familienbetriebe im Blick" hätten.
 
Bei einer kurzen Werksführung stellte Norbert Rauch das Thema Nachhaltigkeit heraus. So trage das Unternehmen nicht nur mit seinen Produkten dazu bei, dass Landwirte weniger Dünger benötigten, auch im Werk selbst spiele Ökologie beispielsweise mit der Nutzung von Fernwärme eine große Rolle. Kretschmann zeigte sich beeindruckt: "Sie leisten einen guten Beitrag, damit unser Planet nicht ruiniert wird."