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vom 19.6.2015

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So ganz geheuer ist dem jungen Storch der Besuch der Storchenbetreuerin hoch oben in seinem Nest nicht. Fotos: Nickweiler


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Heike Frietsch bei iher letzten Beringungsaktion.
 
Leiberstunger Storch erhält Markierung
Bernd Schlack von der Sinzheimer Feuerwehr hilft mit der Drehleiter / Cornelia Bilger neue "Storchenmutter"
Von Christina Nickweiler
 
Leiberstung - Majestätisch zieht das Storchenweibchen um das Nest auf dem Mast hinter der Wendelinushalle ihre Runden. Sie ist auf der Suche nach Nahrung für ihren Zögling, der, des Fliegens noch ungeübt, neugierig aus dem Nest linst.
 
Während der Storchenvater weit und breit außer Sicht ist, bleibt die Storchenmutter an diesem Nachmittag extra in Sichtweite zu ihrem Nachwuchs, da sich auf dem Boden etwas Ungewöhnliches anbahnt. Einige Menschen versammeln sich unterhalb des Storchennestes, darunter Storchenbetreuerin Heike Frietsch. "Die Zeit ist überfällig, der Jungstorch erhält heute seine Markierung", kündigt sie ihr Vorhaben an.
 
Neben Ortsvorsteher Josef Rees ist auch Cornelia Bilger anwesend, die sich künftig um der Leiberstunger Störche annehmen wird, und für die die Beringung des Storches eine praktische Lehrstunde darstellt. Inzwischen rollt Bernd Schlack von der Sinzheimer Feuerwehr mit einem Drehleiterwagen auf das Areal. Er fährt rückwärts an den Turm heran, ein Surren setzt die auf dem Fahrzeug befindliche Drehleiter in Bewegung. Diese hält dann mit dem Korb direkt vor Heike Frietsch. Der Feuerwehrmann steigt aus, öffnet den Korb und bittet die Storchenbetreuerin einzusteigen.
 
"In luftiger Höhe wird mir immer schwindelig", gesteht sie, als die Drehleiter abhebt und die Besuchergruppe auf dem Boden immer kleiner wird. Unterdessen leistet die Storchenmutter ihrem einzigen Jungen wieder Gesellschaft. Doch als sich das Gerät mit Heike Frietsch darin langsam dem Nest nähert, ergreift sie die Flucht und fliegt davon.
 
Der Korb ruckelt hin und her, doch Schlack beweist Fingerspitzengefühl beim Hantieren des Schalthebels. Oben, in mehr als 15 Metern Höhe angekommen, zieht ein beißender Geruch in die Nase. "So riecht es bei Familie Storch", witzelt Frietsch. Das ursprünglich braune Gehölz ist außen mit weißem Kot überzogen, innen befindet sich weiches Material aus Heu. Erst im Winter, wenn die Störche weg sind, steht hier wieder Großputz an.
 
Erschrocken blickt das Storchenkind auf die menschlichen Eindringlinge. "Komm, bleib da", sagt die zweibeinige Storchenmama mit sanfter Stimme. Das ängstliche Wesen mit dem spitzen Schnabel legt sich auf den Bauch und breitet seine noch kurzen Flügel aus. Frietsch zieht aus ihrer Hosentasche eine Zange und knipst mit einem Handgriff ein blaues Kunststoffbändchen um den ausgestreckten dürren Storchenfuß. Zweimal streicht Frietsch dem Jungvogel dann noch über das Gefieder und verabschiedet sich von ihm.
 
Wieder sicher am Boden angekommen, notiert Frietsch in ein Storchen-Tagebuch diverse Daten. Wo auch immer der Storch in den nächsten Jahren unterwegs sein wird, das blaue Bändchen verrät: geboren 2015 in Leiberstung.