vom 1.9.2015
Das frühere Restaurant "Pflug" in Leiberstung verwandelt sich in ein Kinderheim, das Nadine Weiler aus Sinzheim leiten wird. Fotos: Hoffmann
Die neuen Fenster in den Kinderzimmern sind schon eingebaut, neues Laminat wird gerade verlegt.
Ein Teil der Kücheneinrichtung ist noch verwendbar, aber ein neuer Herd und eine neue Spülmaschine müssen sein.
Neues "Gasthaus" für Jungen und Mädchen
Das ehemalige Lokal "Pflug" in Leiberstung wird zum Heim für zehn Kinder / Eröffnung im Oktober
Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Ab Oktober soll die Küche im früheren Gasthaus "Pflug" in Leiberstung nicht mehr kalt bleiben: Dann öffnet das neue Kinderheim "Alter Pflug" für junge Bewohner die Türen. Noch aber sind die Sanierungsarbeiten voll im Gang, überall sind Handwerker bei der Arbeit. Ein Großteil der Fenster ist schon erneuert, einige Zimmer sind bereits fertiggestellt, die Sanitärarbeiten sind auf der Zielgeraden, aber es gibt dennoch einiges zu tun.
Die Leiterin der ziemlich zentral im Dorf liegenden Einrichtung in der Leiboldstraße, Nadine Weiler aus Sinzheim, berichtet bei einer Führung durch das Haus über ihr Vorhaben. Die gelernte Erzieherin und Mitarbeiterin des Frauenhauses in Rastatt hat das von ihrem Mann erworbene Anwesen gemietet und will dort in Zukunft zehn Pflegekindern in zwei Doppelzimmern und sechs Einzelzimmern eine neue Heimat geben - im günstigsten Fall nur kurzzeitig.
Sie kümmert sich neben zwei eigenen Kindern bereits bisher seit Jahren um zwei Pflegekinder. Und sie weiß, dass es einen Mangel an Plätzen für Pflegekinder gibt. Als sie und ihr Mann Anfang 2015 ein sogenanntes Bereitschaftspflegekind aufnahmen, reifte bei ihnen die Idee, ein eigenes Kinderheim aufzumachen. Das richtige Gebäude fanden sie in dem 1892 gebauten Anwesen in Leiberstung, das Anfang der 1980er Jahre erneuert worden war und über rund 400 Quadratmeter Wohnfläche und ein Grundstück von rund 885Quadratmeter verfügt. "Wir haben uns das Haus angeschaut und es passte alles hier", sagt die Fachfrau.
Zwei Wohnungen gab es im Obergeschoss mit zusammen rund 165 Quadratmeter Wohnfläche. Inzwischen bilden die Wohnräume nach Umbauten eine Einheit. Im Erdgeschoss befinden sich eine große Küche, von der viele Teile noch zu verwenden sind, wie Nadine Weiler berichtet, der frühere Gastraum mit 40 Sitzplätzen, der als Speisezimmer und für Hausaufgaben genutzt werden soll, und das große Nebenzimmer, das früher etwa 80 Sitzplätze hatte. Außerdem gibt es noch einen großen Hof.
Die Mädchen und Jungen werden Pflegeeltern oder Kinderheimen vom Jugendamt dann übergeben, wenn sie in ihren eigenen Familien aus den verschiedensten Gründen nicht mehr bleiben können, erklärt Nadine Weiler. Das könne eine Überforderung, eine Krankheit oder ein Suchtproblem der Eltern oder eines Elternteils sein. Die Kinder bleiben so lange wie notwendig außerhalb ihrer Familie, erklärt die Erzieherin, manche blieben auch bis zur Volljährigkeit. "Ziel ist aber die Rückführung zu den Eltern." In Leiberstung würden Jungen und Mädchen ab sechs bis etwa 15 Jahren aufgenommen. Ältere Jugendliche kurz vor der Volljährigkeit lebten später meistens in eigenen Wohngruppen.
Fünf Erzieher in Vollzeit, die sie alle schon eingestellt hat, eine Hauswirtschafterin und eine Verwaltungskraft werden sich um das Wohlergehen der Pflegekinder kümmern. Es gebe auch eine Nachtbereitschaft und zwei Notfallzimmer, wenn Kinder sehr plötzlich außerhalb ihrer Familie untergebracht werden müssten.
Nach der Schule essen die Schützlinge zusammen, dann folgen Hausaufgaben und, wo notwendig, die Einzelarbeit mit einem Kind, erläutert Nadine Weiler. Für Ausflüge, Vereinsengagement oder zum Einkaufen fürs gemeinsame Kochen an den Wochenenden steht ein größeres Auto zur Verfügung. Und regelmäßig gebe es sogenannte Hilfeplangespräche mit den leiblichen Eltern, dem Jugendamt, eventuell mit einem Vormund und dem Fachpersonal.
Die Nachbarn freuten sich, sagt Nadine Weiler, dass wieder Leben in das alte Haus einziehe und seien an den Baufortschritten sehr interessiert.
Anfang Oktober ist ein Tag der offenen Tür geplant.