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vom 25.11.2016
 
Einige Grundstücke mit PFC belastet
Baugebiet "Östlich der L80" in Leiberstung betroffen / Keine Bebauung vor 2018
 
Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Mit perfluorierten Chemikalien (PFC), die auf einem Drittel der Gesamtfläche von 2,5 Hektar des neuen Baugebiets "Östlich der L80" im Sinzheimer Ortsteil Leiberstung festgestellt worden sind, hat sich jüngst der Ortschaftsrat Leiberstung und danach auch der Gemeinderat Sinzheim befassen müssen. Das hat zur Folge, dass mit dem Bau der privaten Bauvorhaben erst Anfang 2018 begonnen werden könne.
 
Wie soll man damit umgehen? Um diese und viele weitere Fragen beantworten zu können, habe am 3.November ein umfangreiches Behördengespräch auch im Beisein von Ortsvorsteher Josef Rees stattgefunden, sagte Bürgermeister Erik Ernst in der Sitzung.
 
Weder das Regierungspräsidium Karlsruhe noch der Landkreis Rastatt hätten Erfahrungen mit einem PFC-belasteten Baugebiet. Nun sei inzwischen ein Lösungsweg gefunden worden, erklärte er. Allerdings werde sich aus heutiger Sicht der Beginn der Erschließungsarbeiten bis Mitte nächsten Jahres verschieben, sagte er, weil die Erstellung einer rechtssicheren Planung mit einem erheblichen Verwaltungsaufwand verbunden sei.
 
Wie berichtet, sollen in dem allgemeinen Wohngebiet für Einfamilien- und zweigeschossige Doppelhäuser entlang der Leiboldstraße etwa 28 Bauplätze mit einer Größe zwischen 350 und 590 Quadratmetern entstehen. Es wird mit etwa 53 Wohneinheiten gerechnet. In frei stehenden Einzelhäusern sollten maximal drei Wohneinheiten zugelassen sein. Pro Wohneinheit sind zwei Stellplätze auszuweisen.
 
Ortsvorsteher Josef Rees sagte, dass die Thematik im Ortschaftsrat ausgiebig behandelt worden sei. Die Bauinteressenten "wollten wissen, was los ist". Einige hätten sich beschwert, so Rees, dass sie zu wenig Informationen bekommen hätten. Das führte Bürgermeister Ernst auch auf Personalprobleme im Grundstücksamt zurück. Aber jetzt könne man das Vorhaben "mit vereinten Kräften" angehen. Man werde bis zum Sommer 2017 Zeit brauchen, um die erforderliche Planung zu optimieren.
 
In zwei Dritteln des Areals sei die Nutzung des Baugebiets "nicht eingeschränkt", erläuterte der stellvertretende Bauamtsleiter Eberhard Gschwender in der Gemeinderatssitzung. Allerdings müssten die Erschließungsplanung und der Bebauungsplan geändert werden und die neuen Pläne dann noch einmal in die Offenlage gehen.
 
Details werden noch ausgearbeitet
 
In der Folge der PFC-Belastung werde die Straße, die ursprünglich nur um 30 Zentimeter höher als das natürlich zu bebauende Gelände gelegt werden sollte, um 50 Zentimeter mehr angehoben, so dass man auf einen Wert von 80 Zentimetern komme, erklärt Gschwender auf BT-Nachfrage. Die Höhe des Hauses richte sich nämlich nach der Straßenhöhe. So blieben durch das Aufschütten 70 Zentimeter unbelasteter Boden, und Gemüse und Rasen kämen mit dem PFC nicht in Berührung. Vermutlich werde es bei den betroffenen Bauplätzen allerdings keinen Keller geben können oder nur mit Ausnahme. Die Details hierfür würden aber noch ausgearbeitet.
 
Den Begriff perfluorierte Chemikalien (PFC) hat vor 2013 in Mittelbaden wohl kaum jemand gekannt, als die Belastung von rund 400 Hektar Ackerflächen und teilweise von Grundwasser mit PFC nach und nach festgestellt wurde. Über die Chemikalie, die zur Behandlung von Stoff oder Papier benutzt wird, um es wasserabweisend zu machen, ist immer noch wenig bekannt - auch über die gesundheitlichen Auswirkungen. Mit Hochdruck werde derzeit geforscht, auch an Sanierungsmaßnahmen.
 
Das hatte der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) kürzlich im Gespräch betont. Er stellte aber auch klar: "Dieses Problem wird sich nicht schnell lösen lassen."