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Vom 15.12.2017
 
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Schule aus - weit und breit kein Bus nach Haus
Sinzheimer Schüler müssen seit September oftmals lange auf Anschluss warten / Kritik nimmt zu / Landkreis prüft Angebot
 
Von Christa Hoffmann
Sinzheim - Die Streichung der beiden Nachmittagsfahrten der Buslinien 290 und 292 ab Baden-Baden Mitte September in Richtung Sinzheim hat zahlreiche Eltern massiv verärgert. Allen voran Constanze Taut aus dem Ortsteil Winden. Sie kämpft seither für besser zu den Schulzeiten passende Fahrpläne nicht nur für ihre Kinder. Inzwischen hat sie zahlreiche Unterstützer gefunden, darunter auch die Fraktion der Grünen im Gemeinderat. Der zuständige Landkreis befasst sich inzwischen mit dem Thema.
 
Claus Haberecht, zuständiger Dezernent im Landratsamt Rastatt, sagte auf BT-Anfrage, dass die Angelegenheit momentan geprüft werde. Dazu gehöre auch nachzuschauen, ob es eine Möglichkeit gebe, Busrouten "umlauftechnisch" zu verändern, und wenn ja, wie hoch die Kosten seien. Eine Entscheidung ist laut Haberecht für Januar 2018 geplant. Die eigentliche "Schülerlinie" sei die 207, so Haberecht weiter. Momentan werde geprüft, ob diese nachmittags statt stündlich halbstündlich fahren könne. Man sei auch in "engem Kontakt" mit Constanze Taut.
 
Was die Windenerin im September zudem besonders aufgeregt hat, ist die Formulierung des Karlsruher Verkehrs-Verbunds (KVV) gewesen, dass die Nachmittagsfahrten wegen "der geringen Auslastung" nicht mehr angeboten würden. Sie legte dar, dass die Busse am Schweigrother Platz kurz vor Schulschluss abgefahren seien und logischerweise keine Schüler hätten mitfahren können. "Was nützt ein Schulbus, der einem immer vor der Nase wegfährt, und der nächste erst fast eine Stunde später kommt", schrieb sie damals in ihrer Beschwerde an den KVV. "Da kann man nach Winden laufen." Deshalb gebe es zuhauf Elterntaxis, die ihre Kinder am Richard-Wagner-Gymnasium (RWG) in Baden-Baden abholten.
 
"Im Moment ist die letzte Verbindung, die alle Sinzheimer Ortsteile direkt anfährt, die nach der sechsten Schulstunde. Allerdings haben infolge von G8 die meisten Schüler mehrmals wöchentlich mindestens bis zur 8. Stunde Unterricht", schreibt die Grünen-Gemeinderätin Agnes Lemcke im Namen der Fraktion. "Sie müssen dann lange auf den Bus warten und kommen erst nach vielen Umsteigestationen zu Hause an oder müssen irgendwo abgeholt werden." Hier müsse etwas geändert werden. Für eine familienfreundliche Kommune wie Sinzheim sei eine ansprechende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr für Berufstätige und Schüler auch sehr wichtig.
 
Constanze Tauts Kritik geht aber auch dahin, dass die Jugendlichen, die ein enormes Pensum zu bewältigen hätten, nicht unnötig in der Gegend herumfahren oder ewig an Bushaltestellen warten sollten. "Auf jeden Fall muss im Hinblick auf die Entwicklung zu Ganztagsschulen, verstärkten Nachmittagsunterricht und Arbeitsgemeinschaften der Nahverkehr an diese veränderten Anforderungen angepasst werden", so die Ansicht von Constanze Taut.
 
Die neue Busverbindung ab 25.November (16.30Uhr ab Schweigrother Platz) macht laut der Windenerin nur für Hügelsheimer und Kartunger Schüler Sinn, aber nicht für die Jugendlichen aus dem Hauptort Sinzheim und den Ortsteilen Winden, Schiftung, Leiberstung, Halberstung Müllhofen. Und sie nennt ein Beispiel für Leiberstunger Jugendliche, die in Baden-Baden zur Schule gehen: zweimal umsteigen, Bus, Bahn und Anruflinientaxi, dann Ankunft 17.22Uhr bei Schulschluss um 16.10Uhr.
 
Die im September weggefallenen Nachmittagsfahrten der Linien 290 und 292 seien ein Angebot auf Probe gewesen, das vor zwei Jahren eingeführt worden, aber nicht angenommen worden sei, erklärte Claus Haberecht. Aufgrund der Umlaufzeiten des Busses habe man diese Tour aber nicht besser an die Bedürfnisse der Schüler anpassen können. Da habe es keinen Spielraum gegeben. Deshalb seien diese Fahrten ersatzlos entfallen.