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Vom 20.6.2020
 
Wie eine Taufe: Storchenberingung
Josef Günther zieht sich altersbedingt aus der Aufsicht der Adebare in der Region zurück
 
bt200620aJosef Günther weist den neuen Steinbacher „Storchenpapa“, Lothar Himmel (beide oben), ein.
 
bt200620aZwei Jungstörche vor der Beringung im Nest an der Wendelinushalle in Leiberstung. Fotos: Wersich
 
Von Barbara Wersich
Sinzheim – „Hoch hinauf!“, heißt es jedes Jahr für die ehrenamtlichen „Storchenmamas und -papas“, wenn es Zeit ist für die Beringung der Jungstörche in den Nestern der Region. Auch in Leiberstung wurden am Donnerstag in den beiden Nestern an der Ortsverwaltung und an der Wendelinushalle wieder erfolgreich drei Jungstörche mithilfe der Sinzheimer Feuerwehr unter der Aufsicht von Bernd Schlack in schwindelerregender Höhe besucht und gekennzeichnet.
 
Heike Seywald, die im Jahr 2011 die Nachfolge ihres Schwiegervaters und ehemaligen Ortsvorstehers von Leiberstung, Paul Frietsch, in Sachen Storchenbetreuung antrat, kümmert sich seither um die Nestsäuberung und die Beringung des Storchennachwuchses. Nicht ganz ungefährlich ist diese verantwortungsvolle Aufgabe. Auch wenn die Jungstörche sich in der Regel bei Gefahr flach aufden Boden des Nests legen, muss man immer damit rechnen, dass die noch flugunfähigen Jungvögel in Panik geraten und aus dem Nest fallen oder mit ihren spitzen Schnäbeln die „Störenfriede“ angreifen.
 
Doch die Beringung sei äußerst hilfreich, so Seywald. Man könne anhand der Nummern auf dem Ring Informationen erhalten – etwa über die Herkunft, das Alter, die Flugrouten und Aufenthaltsorte der einzelnen Tiere. Trotz guter Kontrolle über die Ringe blieben manche Störche aber unauffindbar.
 
So fehle seit vergangenem Herbst das Männchen des Storchenpärchens, das vor 35 Jahren in Leiberstung als erstes Paar angesiedelt wurde. Ein neuer Jungstorch habe aber bereits den Platz des Vorgängers eingenommen und dieses Frühjahr mit der „alten“ Storchendame zwei Storchenküken im Nest an der Wendelinushalle aufgezogen, die dann nach ungefähr 70 Tagen so weit seien, auszufliegen.
 
Vögel aus einer Zucht wie diese Storchendame blieben auch im Winter an ihrem Nistplatz, erklärt Heike Seywald. Das Füttern in dieser Zeit, in der die Störche, die ja eigentlich Zugvögel sind, fast unmöglich Frischfutter finden können, übernimmt seit ein paar Jahren Cornelia Bilger, die bei Dauerfrost und Schnee mit ihrem gelben Eimer voller schmackhafter Leckerbissen sehnlichst von denStörchen erwartet wird.
 
„Ein tolles Erlebnis, wenn man den Störchen so nah kommen kann. Bis auf einen Meter Abstand trauen sie sich heran“, erzählt Cornelia Bilger begeistert.
 
Lothar Himmel übernimmt Betreuung
 
Da auch weiter für die Störche gesorgt werden muss, empfing Josef Günther, der seit vielen Jahrenneben dem Nest in Leiberstung auch für die Storchennester in der Region wie beispielsweise Bühl, Steinbach, Schwarzach, Rheinmünster und Söllingen zuständig war, vor Ort Oberforstrat LotharHimmel aus Steinbach, der dort auf freiwilliger Basis die Betreuung der Störche übernehmen will.
 
Josef Günther, der sich altersbedingt aus der Storchenaufsicht zurückzieht, zeigte sich sichtlich zufrieden mit seinem Nachfolger. Das Wohlergehen der Störche habe ihm immer sehr am Herzen gelegen, und er habe für die Zukunft den Wunsch, dass es auch den nachfolgenden Generationen möglich gemacht werde, den Störchen nahe zu sein.
 
Eine gute Idee, so Günther, sei eine Kamera mit Blick auf das Storchennest, damit es jedermann möglich wäre, die Entwicklung in der vier Wochen langen Brutzeit und das Heranwachsen der Jungvögel danach zu verfolgen.
 
Auch wenn die Störche in Leiberstung keine Namen tragen, so ist es doch jedes Jahr ein ganz besonderer Anlass, fast eine kleine Taufe, den die Helfer nach getaner Arbeit bei einem gemeinsamen Umtrunk gebührend feiern, während sich die echten Storcheneltern um ihren frisch beringten Nachwuchs kümmern.