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13. Juli 2002

Im Ortszentrum und bei der Wendelinushalle
Die Gemeinde Sinzheim kämpft mit den Folgen von Insolvenzen
Metallbauer montierte kurzerhand Abdeckgitter wieder ab
 
Von unserem Redaktionsmitglied Wilfried Lienhard
Sinzheim. Mit den Folgen von Insolvenzen hat die Gemeinde Sinzheim zu kämpfen. Das betrifft nicht nur das Ortszentrum, die Altenburgpassage, sondern auch den Neubau der Wendelinushalle in Leiberstung. Der Gemeinderat hatte im März dieses Jahres den Auftrag für die Fensterarbeiten an ein Baden-Badener Unternehmern vergeben. 73.000 Euro umfasste das Gewerk. Zwischenzeitlich musste das Unternehmen aber Insolvenz anmelden. Die Arbeiten waren noch nicht ausgeführt.
 
Im Zusammenspiel mit anderen Faktoren einem harten Winter etwa und dem plötzlichen Tod des Architekten — drohte der Gemeinde plötzlich ein erhebliches Zeitproblem. Denn ein Landeszuschuss über rund 400.000 Euro war gekoppelt an den Abrechnungszeitpunkt 30. September dieses Jahres. Dieser Termin ist aber nicht mehr haltbar, sagte Bürgermeister Hans Metzner gestern auf Anfrage. Das Damoklesschwert eines Zuschuss-Verlustes droht aber nicht. "Das Land hat als neuen Abrechnungszeitraum den 31. März nächsten Jahres festgesetzt", sagte Metzner. "Mittlerweile hat die Gemeinde den Auftrag für die Fensterbauarheiten auch an ein anderes Unternehmen vergeben". So bilanziert Metzner, dass die Gemeinde "in dieser Sache einen wesentlichen Schritt weiter gekommen" sei.
 
Im Ortszentrum gestalten sich die Probleme anders. Wie bereits Ende Juni von dieser Zeitung gemeldet, beantragte die Kuffier Holding aus Frankenthal Insolvenz. Kuffler war von den Investoren, der Mannheimer Fay-Gruppe und Joos+Joos aus Frankfurt, als Generalunternehmer engagiert worden. Kuffler vergab einzelne Gewerke weiter. Nach dem Kuffler-Antrag auf Insolvenz bangen nun auch die am Sinzheimer Ortszentrum beteiligten Handwerker um ihr Geld; durchaus denkbar ist, dass sie leer ausgehen. Für manchen Betrieb geht es dabei um stattliche Summen. So fehlen einem Elektriker aus der Baustelle Ortszentrum noch rund 80.000 Euro.
 
Ein Metallbauer schritt in der vergangenen Woche zur Tat und montierte die von ihm gelieferten Abdeckgitter für Schächte (teils im Gemeindebesitz, teils im Investorenbesitz) im Ortszentrum wieder ab, da er noch kein Geld dafür erhalten hat. Bürgermeister Metzner ließ prüfen, ob ein justitiabler Straftatbestand vorliegt. Die Möglichkeit einer Anzeige steht zur Debatte, allerdings will Metzner nicht aus der Hüfte schießen: "Eine Anzeige ist ja auch keine Lösung. Wir hoffen, das auf anderem Wege klären zu können." Nach internen Beratungen mit den Investoren will der Bürgermeister auch das Gespräch mit dem Unternehmer suchen, mit dem die Gemeinde auch bei anderen Projekten zusammenarbeitet.
 
Metzner äußerte Verständnis für den Zorn des Handwerkers, "aber die Gemeinde hat die Gitter bezahlt". Zudem dürfe keine Gefährdung für Fußgänger im Ortszentrum geschaffen werden. Der Unternehmer hatte dem Vernehmen nach die Abdeckgitter mit Paletten abgedeckt: die Gemeinde stellte dann zusätzlich Absperrungen auf. Den Investoren selbst ist kein direkter wirtschaftlicher Schaden entstanden, war zu hören. Ein Problem könnte aber in der Frage der Gewährleistung entstehen.