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vom 13. Oktober 2003

Wendelinusritt
Auch der Ortsvorsteher fuhr stilgerecht per Vierspänner vor
Wendelinusritt zum 39. Mal in Leiberstung mit 400 Vierbeinern
 
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HOCH ZU ROSS oder auf dem Wagen machten sich die Umzugsteilnehmer bei sonnigem Herbstwetter auf die neu ausgearbeitete Strecke durch den Ort.
 
 Sinzheim-Leiberstung (rock). Jedes Jahr aufs Neue ein Erlebnis ist das Wendelinusfest in Leiberstung. Nach dem Gottesdienst am Vormittag ist der nachmittägliche Umzug mit Reitern und Kutschenfahrern aus der gesamten Region mit anschließender Segnung aller Teilnehmer ein farbenprächtiger Höhepunkt der Veranstaltung zu Ehren des Schutzpatrons der Leiberstunger Kirche.
 
Der Wendelinusritt blickt auf eine jahrzehntelange Tradition zurück. In diesem Jahr wurde er bereits zum 39. Mal ausgerichtet. Ungebrochen ist seine Beliebtheit unter den Pferdefreunden in Mittelbaden. Kaum ein Reiter oder Gespannfahrer lässt es sich nehmen, am jeweils zweiten Sonntag im Oktober in den Sinzheimer Ortsteil zu kommen, um sich am Ritt durch den Ort zu beteiligen. Auch diesmal wieder säumten - nicht zuletzt durch das schöne sonnige Herbstwetter begünstigt - Tausende von Zuschauern die Straßen. die gespannt und freudig das Spektakel mitverfolgten. Zum ersten Mal fand das Fest in der neuen Wendelinushalle statt. Das Bauwerk am Ortsrand war deshalb auch das Ziel des Umzugs, der noch wie gewohnt seinen Auftakt am südlichen Ortseingang genommen hatte. Von hier aus zogen die mehr als 400 Reiter und Droschkenfahrer über die Leiboldstraße durch den gesamten Ort, um dann am anderen Ortsende über den Langmattweg. die Merkur-, Garten- und Schwarzwaldstraße die Wendelinushalle anzusteuern. Dort empfingen die Geistlichen der Pfarrgemeinde die Umzugsteilnehmer und segneten sowohl Pferde als auch Kutschen, Reiter und Fahrer. Unterstützung bekam Sinzheims Pfarrer Martin Schlick hierbei von Pfarrer Wolfgang Andres aus Hügelsheim und Diakon Georg Baier aus Altschweier. Ortsvorsteher Alexander Naber und Bürgermeister Hans Metzner freuten sich über das große Teilnehmer- und Besucherinteresse. Trotz der Neuerungen in diesem Jahr, werde mit dem Wendelinusritt an der Tradition festgehalten, sagte Bürgermeister Metzner. Ortsvorsteher Naber bestätigte, dass auch in den kommenden Jahren der Wendelinusritt stattfinden und die neue Halle das Ziel des Umzugs sein werde. Für den Zug durch den Ort hatten die Reiter und Kutschenbesitzer ihre Pferde und Wagen schmuckvoll herausgeputzt.
 
Und nicht wenige hatten passende Trachten aus früheren Zeiten angelegt, um besonders stilvoll das Wendelinusfest zu begehen. Wie in den Jahren zuvor, waren unter anderem etliche Westernreiter zu sehen. Zahlreiche Vereine aus der Region hatten Abordnungen entsendet. Ebenso vielfältig war die Schar der vierbeinigen Umzugsteilnehmer. Die verschiedensten Rassen waren mit von der Partie. Bis hin zu den kleineren Ponys reichte die Palette.
 
abb131003bDIAKON GEORG BAIER und weitere Geistliche segneten zum Abschluss des Wendelinusritts alle Mitwirkenden. Mehr als 400 Reiter und Gespannfahrer waren nach Leiberstung gekommen. Fotos: Roland Huck
 
Wer es gemütlicher mochte, ließ sich in einer Kutsche durch den Ort chauffieren. Hiervon machten natürlich der Ortsvorsteher, der in einem Vierspänner vorfuhr und der Bürgermeister ebenso Gebrauch wie die Geistlichen und weitere Ehrengäste der Veranstaltung, die in bewährter Manier unter der Schirmherrschaft von Professor Doktor Bernhard Friedmann stand. Der Schirmherr wies in seiner Festrede auf die besondere Verbundenheit zwischen Mensch und Tier hin. Insbesondere das Pferd sei ein fester Bestandteil der Kulturgeschichte. Diese besondere Beziehung komme im Leiberstunger Fest zum Ausdruck. Aufgelockert wurde der Wendelinusritt durch insgesamt sechs Musikkapellen, die für zusätzliche Stimmung sorgten. So mancher Umzugsteilnehmer ließ sich selbst von einer weiten Anfahrt nicht abschrecken. Nicht wenige Reiter und Kutschenfahrer machten sich bereits in den frühen Morgenstunden auf den Weg, um rechtzeitig am Wendelinusritt teilnehmen zu können. Sternrittförmig kamen die Pferdefreunde mit ihren Vierbeinern nicht nur aus dem Landkreis Rastatt, sondern auch aus dem Ortenaukreis und selbst aus dem Karlsruher Bereich. Eine Selbstverständlichkeit ist es in Leiberstung, dass beim Umzug die Geschichte des Dorfes mit einfließt. So gibt es beispielsweise stets einen Festwagen, auf dem die Leiberstunger Wasserburg mitgeführt wird. Mit ihr wird an die erste urkundliche Erwähnung Leiberstungs im Jahre 1320 erinnert. Und natürlich darf der Schutzpatron selbst, der heilige Wendelin, nicht fehlen. Er wird stets als Statue auf einem Wagen mitgeführt, der jedes Jahr aufs Neue nach einem anderen Thema geschmückt wird. Seit einigen Jahren ist es in Leiberstung üblich, das Wendelinusfest mit Ritt live im Internet zu übertragen. So kann überall auf der Welt mitgefeiert werden. Diese Aktion wird von privater Hand getragen und ist nach Auskunft von Ortsvorsteher Alexander Naber ein Gruß an die vielen Freunde Leiberstungs im Ausland, von denen viele das Ereignis am heimischen Computer mitverfolgen.