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vom 4.3.2016
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A-5-Anschluss: Lärm ist das große Thema
Direkte Airpark-Anbindung spaltet Gemüter
 
Von Armin Broß
Rheinmünster - Mehr Verkehr oder weniger, mehr Lärm oder weniger? An dem geplanten direkten Autobahn-Anschluss des Baden-Airparks scheiden sich weiterhin die Geister, insbesondere in den betroffenen Gemeinden Sinzheim, Hügelsheim und Rheinmünster. Zu einer Informationsveranstaltung der Projektträger Landkreis Rastatt und Regierungspräsidium Karlsruhe kamen am Mittwochabend rund 150 Bürger auf den Baden-Airpark. Und es wurde teilweise emotional.
 
Die Ostanbindung sieht vor, dass auf Höhe der L80 ein neuer Autobahnanschluss entsteht; diese Landstraße überquert die A5 bei Sinzheim-Halberstung. Sowohl die L80 (bis zur Abzweigung Leiberstung) als auch die sich anschließende K3761 werden ausgebaut; die Kreisstraße erhält teilweise auch eine neue Streckenführung. Kurz vor Schiftung entsteht dann eine neue, etwa 1,7 Kilometer lange Verlängerung der K3761, die nördlich an dem Sinzheimer Ortsteil vorbei zum Baden-Airpark führt. Auf der geplanten neuen A-5-Anbindung soll ein erheblicher Teil des Verkehrs zum Airpark gebündelt werden, die meisten Ortschaften rund um den Flughafen - insbesondere Hügelsheim - würden entsprechend entlastet.
 
Für die Bürgervereinigung Halberstung ist das Projekt ein Ärgernis, weil man eine stärkere Lärmbelastung erwartet. Der Sprecher der Vereinigung, Karl Leo Knopf, erklärte, dass von dem derzeit bestehenden 200 Meter langen Lärmschutzwall an der A5 bei Halberstung 65 Prozent abgebaut würden. "Das ist unerträglich für uns Halberstunger", protestierte Knopf. Axel Speer vom Regierungspräsidium Karlsruhe verwies demgegenüber darauf, dass zwar Teile des Walls abgetragen würden, dafür aber eine neue Lärmschutzwand errichtet würde. "Die Lärmsituation in Halberstung wird sich nicht verschlechtern", sagte Speer.
 
Aber auch in Schiftung sieht man das Vorhaben mit gemischten Gefühlen, weil die neue, verkehrsreiche Anbindung relativ nah an der Ortschaft vorbeiführt und dabei auch noch durch ökologisch hochwertiges Gebiet verläuft. Ursprünglich wären es 220 Meter Abstand gewesen; dies wurde nach der Vorstellung der Pläne im Sinzheimer Gemeinderat geändert auf 350 Meter Abstand, wie der Dezernent des Landratsamts Rastatt, Claus Haberecht, erläuterte. Er betonte generell, dass man sich noch im Planungsprozess befinde. Und: Das eigentliche Planfeststellungsverfahren soll erst im Sommer beginnen.
 
Einen gesetzlichen Anspruch auf eine Lärmschutzwand hat Schiftung nicht, wie Diplom-Ingenieur Rudolf Martin (RS Ingenieure) sagte. "Die Grenzwerte werden deutlich eingehalten." Beim Durchfahrts- verkehr wiederum kann Schiftung, wie auch Leiberstung, dagegen mit einer Entlastung rechnen, wenn die neue Airpark-Anbindung kommt. Diplom-Ingenieur Michael Preuß (Modus Consult) zufolge profitiert aber speziell Hügelsheim von dieser Variante. Aktuell passieren Preuß zufolge etwa 15000 Fahrzeuge täglich die Gemeinde; bis ins Jahr 2030 wird ein Zuwachs auf rund 20000 prognostiziert. Mit der Ostanbindung des Airparks wären es stattdessen nur ungefähr 14000, führte Preuß aus.
 
Kein Wunder also, dass sich neben den kritischen Stimmen aus Halberstung auch Befürworter aus Hügelsheim zu Wort meldeten: "Für die Hügelsheimer ist klar: Es muss etwas passieren", sagte ein Bürger, "sonst gibt es in den nächsten Jahren einen Aufstand."
Haberecht hatte zu Beginn der Veranstaltung noch einmal die Bedeutung des Bauvorhabens betont, dessen Kosten auf 20 bis 25 Millionen Euro veranschlagt werden. Der Dezernent wies unter anderem auf die nötige Entlastung der Ortsdurchfahrten hin. Immerhin reisten über 90 Prozent der Baden-Airpark-Besucher mit dem Individualverkehr an. Und Preuß zufolge werden bis 2030 am Flughafen 2,1 Millionen Passagiere erwartet (2015 waren es etwa 1,06 Millionen). Der Gewerbepark wiederum soll bis dahin rund 4000 Arbeitsplätze aufweisen (aktuell etwa 2500).