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vom 18.5.2002
 
kirche
Die Wendelinuskirche steht seit rund 230 Jahren. Seither ist sie mehrmals renoviert worden
 
Renovierung des Leiberstunger Gotteshauses: Parteien nähern sich nach jahrelangem Disput bei Kostenfrage an / Anbau in besonders desolatem Zustand
Kirche und politische Gemeinde finden Kompromiss
 
Leiberstung (so) — Idyllisch liegt die Wendelinuskirche im Herzen Leiberstungs. Innen ist sie mit einem prächtigen Altar ausgestattet. Im Vorraum steht eine hölzerne Statue des Heiligen Wendelin. Auch auf den kunstvollen Glasfenstern im Nebentrakt ist Wendelin abgebildet. Er kniet unter einem Baum. hat die Hände zum Gebet gefaltet. Fast scheint es so, als ob er sich um das Wohl des Gotteshauses sorgt. Das ist auch notwendig, den die Kirche muss dringend renoviert werden. Das Problem seit Jahren: die Finanzierung.
 
Jahrzehntelang schoben die kirchliche und die politische Gemeinde die Zuständigkeit hin und her. Unzählige Sitzungen des Ortschaftsrats und des Pfarrgemeinderats blieben ohne Ergebnis. denn keine der Parteien rückte von ihrer Position ab. Die Baupflicht der Wendelinuskirche konnte nicht geklärt werden. Die Positionen waren verhärtet. Fast schon schien die Wendelinuskirche ihrem Schicksal überlassen.
 
Aber dann packte Ortsvorsteher Alexander Naber das heiße Eisen erneut an. Er brachte im Rat einen Lösungsvorschlag ein, der eine echte Chance hat, von beiden Parteien akzeptiert zu werden. Für die genaue Ausarbeitung allerdings müssen die Kosten für die Generalsanierung ermittelt werden. Und dafür wiederum ist eine Voruntersuchung nötig. Diese Kosten, so hat es der Ortschaftsrat jüngst beschlossen, werden zur Hälfte von der Gemeinde und zur Hälfte von der Kirche übernommen. Nach vielen Jahren des Beharrens auf eigenen Positionen konnte durch Verhandeln und Aufeinanderzugehen endlich ein Kompromiss gefunden werden, freut sich Ortsvorsteher Naber.
 
Mit der Kostenermittlung ist der Stein ins Rollen gebracht. Naber ist sicher, dass eine baldige Renovierung folgen wird. Und das hat die kleine Wendelinuskirche auch dringend nötig. Denn von außen bröckelt bereits der Putz. Der Anstrich lässt zu wünschen übrig - nicht nur außen, auch innen. Schwarze Risse und dunkle Schatten breiten sich über Wände und Decke aus.
 
In besonders schlimmem Zustand sind die in den 70er Jahren angebauten Teile des Leiberstunger Gotteshauses. Das kommt von den Flachdächern, erklärt Pfarrer Martin Schlick. Denn diese sind undicht. Schon jetzt steht fest, dass die Dachkonstruktion in Mitleidenschaft gezogen wurde. Zeitweise musste deshalb sogar der Seitentrakt für Besucher gesperrt werden. Notdürftig wurde behoben, dass weiterhin Wasser von der Decke tropft und Pfützen bildet. Aber dass die Aufhängung der Decke nass und defekt ist, bleibt unbestrittene Tatsache. Eine Expertenkommission des Erzbischöflichen Bauamtes hat sich davon bereits bei einer Ortsbegehung überzeugt.
 
Die Leiberstunger geben die Hoffnung auf ein baldiges Happyend für ihr Gotteshaus nicht auf. Schließlich hat die Kirche in Leiberstung eine lange Tradition. An der Stelle, wo die heutige Wendelinuskirche steht. stand schon im 16. Jahrhundert eine hölzerne Kapelle. 1713 wurde dann eine Kapelle aus Stein errichtet. Da sie für das aufstrebende Örtchen zu klein wurde, baute man ab 1775 die heutige Kirche. Die Jahreszahl über dem Hauptportal an der Leiboldstraße zeugt noch davon, erzählt Pfarrer Schlick.
 
Geschichtliche Quellen bezeugen, dass die Kirche 1884, 1925 und 1951 bereits mehrfach renoviert wurde. In den Jahren 1976 und 1977 schließlich wurden die Seitentrakte angebaut, weil die Kirche zu klein geworden war. Vielleicht ist die Baugeschichte der Leiberstunger Wendelinuskirche bald um eine Jahreszahl reicher, nämlich um jene der möglicherweise im nächsten Jahr bevorstehenden Renovierung.
 
altarbild
Das Gotteshaus beheimatet einen prächtigen Altar. Fotos: Adam