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vom 11.10.2004
 
Die Kleinsten waren die großen Stars
40. Wendelinusritt lockte zahlreiche Reiter und Zuschauer nach Leiberstung
 

abb111004aKLEINES PFERD GANZ GROSS: Die kleinen Vierbeiner begeisterten die Besucher besonders.

 
Von unserem Redaktionsmitglied Wilfried Lienhard
Sinzheim-Leiberstung. Der 40. Wendelinusritt hat gestern mehrere hundert Reiter und Gespannfahrer nach Leiberstung gelockt. Entlang der trotz des kalten Oktoberwetters dicht gesäumten Leiboldstraße zog der farbenfrohe Umzug zum Bürgersaal, wo mehrere Geistliche die Pferde segneten. Ein eigener Wagen war für die "Gründungsväter" des Ritts reserviert, der 1964 zum ersten Mal stattfand.
 
Mit ihrem Besuch im Sinzheimer Teilort festigten die Pferdefreunde eine Tradition, die in Leiberstung fast nicht mehr wegzudenken ist. In ihren Ansprachen gingen mehrere Redner von Ortsvorsteher Alexander Naber über Schirmherr Professor Dr. Bernhard Friedmann und MdB Peter Götz (CDU) bis hin zum Sinzheimer Bürgermeister Hans Metzner, auf den Stellenwert dieser Tradition ein.
 
Dabei klang indes auch an, dass Tradition nur eine Chance hat, wenn es Menschen gibt, die bereit sind, sie weiterzutragen, sie mit Leben zu erfüllen; und sie kann auch nur dann Erfolg haben, wenn sie sich Neuem nicht verschließt. Leiberstung tut das nicht; die Live-Übertragung des Umzugs via Internet ist da nur ein Beispiel dafür. Neu war in diesem Jahr der Umzugsweg hin zum Bürgersaal; und mindestens einer der Ehrengäste in den Kutschen erlebte ebenfalls eine Premiere. Takumi Matsumoto, japanischer Unternehmer auf dem Weg nach Berlin, wo er ein Restaurant betreibt, nutzte einen Besuch bei seinem Freund Hans Metzner, um den Wendelinusritt kennen zu lernen.
 

abb111004bPFERDEPARADE IN LEIBERSTUNG: Eine große Beteiligung von Reitern und Zuschauern erlebte gestern Nachmittag der 40. Wendelinusritt.
Fotos: Lienhard

 
Schon oft war er in Sinzheim, jetzt kann er auch über den Leiberstunger Nationalfeiertag berichten.
 
Der begann mit einem Gottesdienst in der Aula der Schule und erlebte seinen Höhepunkt mit dem nachmittäglichen Ritt. Bunt geschmückt waren Pferde und Wagen; die Leiberstunger Tiefburg von 1302 war selbstredend wieder im Korso vertreten, und auch der Dorfheilige Wendelinus wurde standesgemäß durch die Straßen des Orts gefahren.
 
Im Mittelpunkt aber standen die Pferde. Helle und Dunkle, Junge (auch ein vor kurzem zur Welt gekommenes Fohlen war dabei) und Alte. Große und Kleine ließen sich bestaunen. Dabei stießen vor allem die "Miniatur"-Ausgaben auf lebhaftes Interesse; es wirkte auch zu putzig, wie sie ihre (natürlich auch nicht sonderlich großen) Wagen zogen. Sie waren die Stars des Tages.
 
Mit der Pferdesegnung endete auch gestern Nachmittag wieder der Traditionsritt. Schirmherr Bernhard Friedmann erinnerte dies an die religiösen Fundamente, auf denen das Fest ruht. Dessen müsse man eingedenk sein, sagte der frühere Präsident des Europäischen Rechnungshofs, der an dieser Stelle einen Bogen zur Europapolitik schlug: Bei Beitrittsverhandlungen mit der Türkei müsse sich Europa darüber im Klaren sein dass es vom Christentum geprägt sei.