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vom 11.10.2004
"Wendelinusritt" lockt zahlreiche Besucher nach Leiberstung / Männer der ersten Stunden führen Zug in einer Kutsche an
"Gelebte Traditions- und Brauchtumspflege"
 

bt111004a"WendeIinusritt" in 40. Auflage: Mehr als 350 Pferde und 14 Kutschen nehmen Kurs auf die Wendelinushalle.
Fotos: M. Gernsbeck

 
Sinzheim (mg) - Die erste Kutsche war beim diesjährigen  "Wendelinusritt" im Sinzheimer Ortsteil Leiberstung für ganz besondere Menschen reserviert: Begründer dieses auf christlichen Werten basierenden Brauchtums führten gestern den Zug durch das Dorf an - und erinnerten damit an den Beginn des "Wendelinusrittes" vor genau 40 Jahren.

Die Anfänge liegen in der Segnung von Ackervieh und Gerätschaften, die immer am Patroziniumstag vor der Leiberstunger Kirche ausgesprochen wurde. Warum nicht die Prozession mit Pferden begleiten? Eine Idee. die schnell viele Befürworter fand. So verzeichnen die Leiberstunger Geschichtsbücher im Jahr 1964 den ersten nennenswerten Ritt zu Ehren des Heiligen Wendelinus.
 
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Ehrenplatz in einer Kutsche für die Männer der ersten Stunde.
 
An der Grundidee hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten ebenso wenig verändert wie an dem christlichen Brauchtum zum Abschluss, Tier und Mensch zu segnen. Am gestrigen Jahrestag hatten Dekan Martin Schlick, Pfarrer Wolfgang Andres und Diakon Georg Baier besonders viel zu tun: Mehr als 350 Pferde zogen gestern durchs Dorf über die Äcker bis hin zur Wendelinushalle - rekordverdächtig im Vergleich zu vergangenen Jahren. Auffallend war, dass besonders viele Kutschen an den wiederum zahlreich am Wegesrand stehenden Besuchern vorbeizogen.

Allein die Ehrengäste verteilten sich in 14 statt in den üblichen neun Kurschen. Ebenso wie die Fahrer und Reiter erlebten sie gestern eine Premiere: Um zu vermeiden, dass sich der Zug überkreuzt, bogen lediglich die Musikkapellen in der Schwarzwaldstraße in Richtung Wendelinushalle ab, wo die Fidele-Jehle-Runde wiederum für die passende Bewirtung sorgte. Pferde und Kutschen wählten eine längere Route über die Äcker. Auf die von Anwohnern obligatorisch gereichte hochprozentige Stärkung mussten die Reiter trotzdem nicht verzichten.
 

bt111004cMensch und Tier auf dem Weg zur Wendelinushalle

"Im Laufe der Zeit haben sich viele äußere Umstände geändert, jedoch sind die Tradition und das Fest stets gleich geblieben", sagte Ortsvorsteher Alexander Naber und stellte die in Leiberstung "gelebte Traditions- und Brauchtumspflege, die gerade in der heutigen, schnelllebigen Zeit ein wichtiges und starkes Fundament für eine intakte Gesellschaft und ein starkes Miteinander bildet" in den Vordergrund seiner Ansprache. "Hoffen wir für die Zukunft, dass Tradition und Miteinander, gepaart mit den christlichen Wertvorstellungen, auch weiterhin unser Miteinander bestimmen und lenken", rief er den Gästen des anschließenden Festes an der Halle zu.
 
Schirmherr Bernhard Friedmann erinnerte daran, dass in den Anfangsjahren viele Reiter von außerhalb mit ihren Tieren bereits einen Tag zuvor nach Leiberstung angereist kamen: "Es gab noch keine Pferdetransporter." Friedmann betonte, dass die Entwicklungen des "Wendelinusrittes" ganz im Sinne der Begründer von damals seien.
 
In Leiberstung werde mit dem Ritt ein sichtbares Zeichen für Tradition und Brauchtum gesetzt. betonten Bundestagsabgeordneter Peter Götz (CDU) sowie Bürgermeister Hans Metzner. "Der ,Wendelinusritt ist gelebte Tradition". so Götz. Die Menschen kamen gestern trotz kühler Temperaturen zahlreich nach Leiberstung und bezeugten damit eindrucksvoll, dass der "Wendelinusritt" in den vergangenen 40 Jahren nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat.