vom 25.8.2007
 
Ingenieurbüro zeichnet Motorradgeräusche auf
Fahrsicherheitszentrum: Messungen sollen Rechtssicherheit schaffen / Mangels Westwind kein Einsatz in Schiftung
 
AUFGEZEICHNET: Akustiker Christian Hettig registriert mit seinen Messgeräten die Fahrgeräusche der Motorräder auf dem LuK-Driving-Center.
AUFGEZEICHNET: Akustiker Christian Hettig registriert mit seinen Messgeräten die Fahrgeräusche der Motorräder auf dem LuK-Driving-Center. Fotos. Keller
Von unserem Mitarbeiter Georg Keller

Rheinmünster/Sinzheim. Rund 70 Motorradfahrer in bunten Lederkombis drehen auf dem LuK-Driving-Center ihre Runden: Auf dem Programm stehen Kreisfahrten mit niedriger Geschwindigkeit in großer Schräglage, aber auch Beschleunigungsfahrten und Bremsübungen unter Anleitung eines Instrukteurs. Für die Zweiradfahrer fast unsichtbar ist im östlichsten Teil der Strecke, wenn es auf die lange Gegengerade geht, auf der die Motoren ausdrehen können, in gut vier Metern Höhe an einem Stativ ein Mikrofon angebracht.
 
Hinter dem Zaun sitzt Christian Hettig, Ingenieur für Bauphysik und Akustiker vom Messinstitut Kurz und Fischer aus Winnenden, in seinem Fahrzeug und registriert mit empfindlichen Messgeräten die Fahrgeräusche. "Es hält sich bislang alles im Rahmen, Riesenausschläge gab es noch nicht", so die erste Einschätzung Hettigs. Wenn eine größere Gruppe von Motorrädern die Messstelle passiert, liegen rund 80 Dezibel an.
 
Aufgezeichnet werden lediglich die Lärmereignisse, die von dem Fahrsicherheitszentrum ausgehen, alle anderen Lärmquellen werden ausgeblendet. Davon gibt es im Baden-Airpark mit Flugbetrieb und Gewerbepark eine ganze Menge: "Jetzt hört man einen Hubschrauber", erklärt Karl-Heinz Wagner. Leiter der Gewerbeaufsicht im Rastatter Landratsamt, wenig später startet ein Jet auf dem nahen Regionalflughafen. Selbst einzelne Motorradtypen erkennt der Behördenvertreter mittlerweile: "Jetzt hört man eine Aprilia, die hat einen ganz anderen Klang", kommentiert er eine vorbeifahrende Maschine. Auf die Kritik an den Motorradveranstaltungen auf der 2,8 Kilometer langen Rundstrecke hat der Betreiber zwischenzeitlich reagiert. "Die Zahl der Zweiradveranstaltungen wurde reduziert" erläutert Rüdiger Franke, Projektentwickler des im vergangenen Jahr eingeweihten Fahrsicherheitszentrums. Zwischenzeitlich finden nur noch Trainings von zwei Veranstaltern statt: Neben dem Actionteam der Motorpresse Stuttgart. Herausgeber des auflagenstärksten Zweiradmagazins "Motorrad", das an diesem Wochenende die Strecke angemietet hat, ist dies das Team Motobike, Veranstalter von Testtagen mit BMW-Motorrädern. Bei Veranstaltungen mit privaten Motorrädern müssen diese Straßenzulassung haben und dürfen eine Auspuffanlage mit maximal 98 Dezibel eingetragen haben.
 
Zudem forderte das Rastatter Landratsamt vom Betreiber des Fahrsicherheitszentrums Messungen nach der TA Lärm des Bundesimmissionsschutzgesetzes. Dadurch soll nachgewiesen werden, dass die Geräuschbelastungen für die Anwohner im rund 600 Meter entfernten Sinzheimer Ortsteil Schiftung unter den gesetzlich zulässigen Werten liegt.
 
In allgemeinen Wohngebieten sind 55 Dezibel zulässig, einzelne Geräuschspitzen dürfen 85 Dezibel nicht überschreiten. "Die Ergebnisse müssen gerichtsverwertbar sein, deshalb achten wir streng auf die Einhaltung der TA Lärm", betont Karl-Heinz Wagner von der Rastatter Gewerbeaufsicht.
Während die Motorradfahrer gestern bei Sonnenschein ihren Spaß auf zwei Rädern hatten, konnten die in Schiftung geplanten Messungen nicht durchgeführt werden. Die TA Lärm schreibt vor, dass die Messungen bei Mitwind, in diesem Fall Westwind, erfolgen müssen.
 
Diese Windrichtung kommt jedoch nur bei einer bestimmten Großwetterlage vor, so Karl-Heinz Wagner. Das Messinstitut steht deshalb Gewehr bei Fuß, um bei richtiger Windlage kurzfristig in den Wohnungen zweier Anwohner Messungen vorzunehmen.