btlogokVom 19.8.2006

Betreiber des Fahrsicherheitszentrums sagen Motorradtraining an diesem Wochenende ab / Bühler Skate-Event-Veranstalter sorgt für Empörung
"Wollen nicht wie mit der Axt im Wald rumlaufen"
 
bt190806Skater sind von Sinzheimer und Rheinmünsteraner Bürgern geradezu willkommen. Unser Bild entstand bei der ersten Veranstaltung am 2. August im LuK-Driving-Center. Foto: pr
VON GEROLD HAMMES
Rheinmünster/Sinzheim / Bühl - Die Anwohner des Fahrsicherheitszentrums dürfen sich auf dieses Wochenende richtig freuen. In aller Ruhe: Das ursprünglich für heute und morgen angesetzte Motorradtraining ist abgesagt worden. Der Sprecher der Betreibergesellschaft, Rüdiger Franke, gibt hierfür "organisatorische und baubetriebliche" Gründe an. Aber nicht nur: Diesen Schritt wolle man auch als "Signal an die Bürger" verstanden wissen.
 
Diese haben sich inzwischen zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und ein Konto für die juristische und gutachterliche Wahrnehmung ihrer Interessen eingerichtet (wir berichteten). Von einem lärmmedizinischen Gutachten, wie vom Anwalt der Gemeinde Sinzheim vorgeschlagen, hält Franke wenig: "Da kommt nicht viel rüber und kostet nur viel Geld." Der Projektleiter räumt gleichwohl ein, dass man auf Seiten der Betreiber "am Grübeln sei, "wie wir den Schiftungern einen Schritt entgegen gehen können", ohne dabei an "Kapitulation" zu denken; schließlich gehe es auch um "wirtschaftliche Zwänge". Franke wörtlich: "Wir wollen Beruhigung in die Sache reinbringen und nicht wie mit der Axt im Wald rumlaufen."
 
Gestern schickte die Betreibergesellschaft das von ihr in Auftrag gegebene Lärmgutachten auf die postalische Reise ins Rastatter Landratsamt. Über vier Wochen hinweg waren im Juli Lärmmessungen direkt an der Piste sowie auf der Terrasse eines Schiftunger Wohnhauses vorgenommen worden. Da nach der Technischen Anleitung Lärm ein so genannter "Mittelungspegel" über einen Zeitraum von 16 Stunden zu Grunde gelegt wird, gehen Experten davon aus, dass die Immissionsrichtwerte in der Summe nicht überschritten wurden.
 
Bürgermeister Helmut Pautler (Rheinmünster) versicherte gegenüber unserer Zeitung, dass seine Gemeinde die Genehmigungsbehörde "in all ihren erforderlichen Schritten im Interesse einer gut nachbarschaftlichen Beziehung unterstützen wird." Der tatsächliche Betrieb im Fahrsicherheitszentrum stehe oft im Widerspruch zur Projektbeschreibung der Planer im Zweckverband Regionalflughafen mit Gewerbepark. Pautler: "Das erfüllt mich mit Bitternis. Ich bin enttäuscht."
 
Zu allem Überfluss goss nun auch noch der Bühler Skate-Event-Veranstalter "Skate Evolution" Öl ins ohnehin lodernde Feuer. Auf seiner Internet-Seite "Kampfplatz D.C." (die Abkürzung steht für Driving Center) wird "gesundheitsbewussten" und "fanatischen" Schiftunger Bürgern unterstellt, eine für Mitte September geplante Skate-Veranstaltung durch eine "angekündigte Sitzblockade sabotieren" zu wollen. Diese Blockade sei bei der Bürgerversammlung am Dienstag (wir berichteten) beschlossen worden. Auf diesen weiteren Skater-Termin (ein erster fand am 2. August statt) werde verzichtet "weil wir vermeiden möchten, dass unsere Skater durch die neu gegründete Interessengemeinschaft belästigt oder im schlimmsten Fall sogar bedroht werden".
 
Tatsächlich aber wurde bei der Bürgerversammlung eine Sitzblockade weder diskutiert, geschweige beschlossen. Starker Tobak, meint Franz Lorenz von der Interessengemeinschaft: "Eine Frechheit. Absolut die Unwahrheit. Lug und Trug." Richtig sei vielmehr, dass Inline-Skater geradezu willkommen seien. Mehr Ruhe könne man sich gar nicht wünschen.
 
Katja Huber, bei "Skate Evolution" für die Durchführung solcher Treffen verantwortlich, sah in einem Gespräch mit unserer Zeitung keinen Grund sich vom Text ("Wir finden es schön, dass er wahrgenommen wird') zu distanzieren. Die Informationen würden von einem Bekannten stammen, "und an dieser Quelle zweifeln wir nicht". Wenig später ließ sie dann doch durchblicken, "dass wir uns kundig machen werden. Über das Wochenende werde man "wohl einen neuen Text reinsetzen".
 
Die Firma LuK. seit Wochen bestrebt, größeren Imageschaden als Folge des Bürgerprotests zu begrenzen, registrierte auf den Internetbeitrag "völlig fassungslos". Es sei ein Unding, dass so etwas passieren kann, so eine Sprecherin. Schiftunger Bürger behalten sich rechtliche Schritte vor.
 
KOMMENTAR
Nonsens
 
von Gerold Hammes
Als würde im Söllinger Fahrsicherheitszentrum der Baum nicht schon lichterloh genug brennen, da glaubt ein Bühler Skate-Event-Veranstalter auch noch zusätzlichen Sprit ins lodernde Feuer gießen zu müssen. In einem kryptischen, Fakten und objektive Tatbestände auf den Kopf stellenden Beitrag auf der eigenen Homepage fühlt man sich von "gesundheitsbewussten" und "fanatischen" Schiftunger Bürgern belästigt, ja gar bedroht. Fabuliert wird in dem Pamphlet im Zusammenhang mit der Schiftunger Bürgerversammlung von einer "beschlossenen Sitzblockade" (eine solche wurde nicht einmal diskutiert) und von Sabotage. Harmlose Skater würden in ein "politisches Machtspiel hineingezogen mit der Begründung, dass unser Event in Sachen Verstöße gegen die Betriebsgenehmigung für motorsportliche Veranstaltungen ebenfalls anzuprangern sei." Den Spaß am Sport wolle man sich nicht durch "völlig überzogene, politische Machenschaften und Intrigen verderben oder einschränken" lassen.
 
Man reibt sich verwundert die Augen, liest ein zweites und drittes Mal - und fasst es immer noch nicht. Anwohner des Fahrsicherheitszentrums sowie Augen- und Ohrenzeugen der Bürgerversammlung schütteln den Kopf: Einen größeren Nonsens hat man schon lange nicht mehr gelesen. Das Gegenteil ist wahr: Skater sind - als Kontrastprogramm zu röhrenden Motorrädern - in den Anrainer-Gemeinden geradezu willkommen.
 
Dem unwissenden Bühler Skater-Veranstalter möchte man raten: Sicherheitshelm aufsetzen, Ellenbogen- und Knieschoner anlegen - und ab auf die Piste. Von einer kraftmeierischen Einmischung in eine höchst diffizile Vertragsmaterie. mit der sich bereits Fachanwälte beschäftigen, ist dringend abzuraten. Ansonsten könnte es teuer werden.